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Kirche in 1Live | 06.05.2025 | floatend Uhr
Genie im Taxi
Jetzt gerade stecken alle mitten in der Abi-Klausur, die z.B. Kunst oder Musik, Päda oder Geschichte, Reli oder Sport als Leistungskurs haben. Natürlich wünsche ich allen, dass das richtig gut läuft. Und wem das Abi als Herausforderung nicht reicht, kann es ja mal mit einer der schwersten Prüfungen der Welt probieren: Der Taxifahrer-Lizenz in London. 25.000 Straßen und zig Sehenswürdigkeiten hat die britische Hauptstadt. Und wer eine Lizenz haben will für sein Taxi, der muss alle Straßen ohne Hilfsmittel kennen. Da sitzen also echte Genies hinterm Steuer. Es gibt jedes Jahr tausende Bewerber, aber nur ein paar Wenige schaffen es. Und die schlagen auf der Straße dann sogar jedes Navi. Die finden durch das Gewimmel immer wieder neue Routen und Schleichwege. Das bestätigen sogar Neurowissenschaftler, die Gehirne von Taxifahrern untersucht haben. Neuestes Ergebnis: Während bei vielen Menschen im Alter der Teil für räumliches Denken im Hirn schrumpft, ist der bei den Taxi-Fahrerinnen und Fahrern gewachsen - übrigens auch bei Menschen, die im Rettungsdienst unterwegs sind. Fit im Straßenverkehr bedeutet also auch fit im Kopf. Aber nur, wer immer wieder neue Touren nimmt. Wer immer die selbe Route fährt, bei dem passiert nichts. Interessant. Ich habe oft gedacht, dass es ja wohl die schlauen Leute sein müssen, die im Taxi hinten sitzen. Tatsächlich ist es aber oft umgekehrt. Und ich merke, wie schnell ich Menschen durch meine starren Bilder im Kopf in Schubladen packe und unterschätze.
Martin Kürble, Düsseldorf
