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Kirche in 1Live | 28.05.2025 | floatend Uhr
Privileg
„Willst du auch was bestellen?“ Ich zucke mit den Schultern. „Nee, ich habe eigentlich keinen Hunger.“?„Sicher? Nicht wenigstens eine Pommes oder so?“?Ich schüttle den Kopf und lächle. Alle scrollen schon durch die App, und ich sitze dazwischen – satt. Und trotzdem fängt mein Gehirn an zu arbeiten. Vielleicht doch was Kleines? Was denken wohl die anderen, wenn ich nichts bestelle?
Schon schräg, wie schnell ich mich fehl am Platz fühle, nur weil ich auf eine Sache verzichten möchte. Nicht, dass meine Freunde jetzt denken, ich bin pleite oder so. Aber jetzt etwas zu essen, wäre reiner Konsum.
Mir fällt auf: Irgendwie ist genau das ja das Tückische am Konsum: Er fragt nicht, ob du etwas brauchst. Er fragt, ob du dazugehören willst. Ich weiß, dass meine Freunde mich nicht weniger mögen, nur weil ich heute nichts esse. Der Gedanke stärkt meine Entscheidung. Ich habe keinen Hunger, also bestelle ich nichts. Punkt!
30 Minuten später ist das Essen da. Die anderen vertiefen sich zufrieden in ihre Burger, nur ich sitze da und esse nichts. Aber irgendwie fühlt es sich gut an. Verzichten heißt ja nicht, sich nichts zu gönnen.?Verzichten zu können, ist ein Privileg. Nicht jeder hat die Wahl. Und heute habe ich einfach mal die Entscheidung getroffen, nicht einfach etwas zu konsumieren, nur weil andere es tun.
Sprecherin: Lisa Kielbassa
Redaktion: Pfarrerin Julia-Rebecca Riedel
