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Kirche in WDR 2 | 12.06.2025 | 05:55 Uhr
Das Glück kommt von oben
„Weißt du was?“, sagt Lars. „Ich hab‘ geheiratet.“ „Nein!“, sage ich, „Echt?“ „Echt.“, Sagt er. Und man sieht: Er ist glücklich. Lars und ich haben uns lange nicht mehr gesehen. Jahre. Auf dieser Tagung haben wir uns wiedergetroffen. Und da erzählt er das. Und es hat mich wirklich überrascht. Ich habe gedacht: Lars bleibt ewig Single. Dabei hat er damals schon alles versucht, dass es nicht so bleibt.
Er hat sich ganz genau überlegt: Was für eine Partnerin passt zu mir? Wie muss sie aussehen, wie muss sie sein? Blond, ziemlich groß. Blaue Augen. Sie muss gerne lesen und gern ins Theater gehen. Und natürlich Sport machen!
„Sonst passt das nicht.“, hat er gesagt, damals. „Dann hat das keinen Zweck.“
Was hat er nicht alles probiert? Single-Treffen, Dating-Apps, Tanzkurse ... Aber nichts hat funktioniert. Nie war die Richtige dabei. „Und?“, frage ich, „Wo hast du sie denn kennengelernt?“ „Das war totaler Zufall.“, sagt er. „Bei einem Sprachkurs. Business-Englisch. Wir haben nebeneinander gesessen, und zwei Wochen später waren wir zusammen.“ Er zeigt mir seine Hochzeitsfotos: Neben Lars steht eine kleine, zierliche Frau. Braune Haare, braune Augen. Ganz anders als auf seiner Checkliste von früher. Witzig. Beide strahlen um die Wette.
Und ich denke: So ist das wohl mit dem Glücklichsein. Planen kannst du das nicht. Glück lässt sich nicht zwingen. Nicht in der Liebe. Und auch sonst nicht. Du kannst dir alles Mögliche überlegen. Du kannst dich anstrengen. Immer darauf achten, auch ja alles richtig zu machen. Du kannst Versicherungen abschließen, für alle Fälle. Dich an gesellschaftliche Konventionen halten: Es machen, wie man es angeblich machen muss. Alles, um das Glück irgendwie in den Griff zu bekommen. Aber es geht nicht. Man kann das Glück nicht in sein Leben hineinzwingen. Im Gegenteil: Je mehr man das Glück festhalten will, desto mehr läuft es davon. Weil Glück nicht Leistung ist, sondern ein Geschenk. Und es ist gerade das, was es so besonders macht: Dass es mich über mich selbst hinausführt.
In der Bibel steht: (Jak 1,17) „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab.“ Glück kommt auf einen zu, als Geschenk. Plötzlich, unerwartet. Man kann es nicht zwingen. Aber: Man muss es auch auffangen, wenn es einem in die Arme fällt. Da hat ja Lars alles richtig gemacht. Herzlichen Glückwunsch!
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius