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Kirche in WDR 2 | 14.06.2025 | 05:55 Uhr
Süßwasserpolypen
Also, meine neuen Lieblingstiere sind ja Süßwasserpolypen. Auf den ersten Blick machen die nicht viel her: Die singen nicht, man kann sie nicht streicheln. Besonders hübsch sind sie auch nicht: Ganz klein, drei Zentimeter groß. Oben ein paar Tentakeln, unten so ein Saugfuß zum Festhalten und dazwischen ein grader Körper. Das war’s schon. Quasi: Ein lebendiger Stock. Was sie so besonders macht, sind ihre inneren Werte: Süßwasserpolypen können aus ihren Stammzellen immer wieder neue Zellen bilden. Ihr Leben lang. Und zwar immer das, was gerade gebraucht wird. Wenn irgendwas nicht mehr funktioniert, wird es einfach ersetzt. Das macht Süßwasserpolypen im Prinzip so gut wie unsterblich.
Wahnsinn! Wenn man sich überlegt, wie viel Geld wir heutzutage ausgeben für Gesundheitsratgeber, für Superfoods und Nahrungsergänzungsmittel, für immer neue Sportartikel, für Pillen, Pülverchen und Cremes. Alles mit dem einen Ziel: Länger zu leben. Das kann der Süßwasserpolyp sich alles sparen. Der kann das so. Süßwasserpolyp müsste man sein.
Obwohl: Vielleicht auch nicht. Denn, ob es wirklich so toll ist, immer älter zu werden, hängt doch stark von den Umständen ab, in denen man lebt. 130 Jahre alt zu werden, kann auch ein ziemlicher Albtraum sein, wenn man im Krieg lebt, ständig Angst und Sorgen hat. Oder ein Leben lebt, das sich sinnlos und leer anfühlt.
Die Bibel schlägt deshalb vor: Nicht unbedingt möglichst viele Tage in sein Leben zu bekommen, sondern möglichst viel Leben in seine Tage. Zum Beispiel, indem man sich an Jesus orientiert: Mehr Liebe wagen. Mehr Menschlichkeit. Respekt zeigen. So etwas in der Art. Dann würden sich die Tage füllen, mit Hoffnung, mit Sinn, mit guten Gedanken. Und: Mit Ewigkeit. „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.“ So steht es in der Bibel, im Johannesevangelium.
Gesund essen, Sport treiben, regelmäßige Vorsorge: Das ist bestimmt wichtig. Um möglichst gesund und möglichst lange zu leben. Aber genauso wichtig ist es, sich um den Sinn des Lebens zu kümmern: Wofür lebe ich eigentlich?
Denn so faszinierend diese Sache mit den Süßwasserpolypen auch ist: „Immer da sein. Fast unsterblich.“ So einer sein? Das möchte ich dann doch lieber nicht. Aber: Möglichst viel Leben in meine Tage zu bekommen das klingt gut.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BC%C3%9Fwasserpolypen
Zuletzt abgerufen am: 02.06.2025
Redaktion: Rundfunkpastorin Sabine Steinwender-Schnitzius