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Hörmal | 29.06.2025 | 07:45 Uhr
Das "und" in Peter und Paul
Tim und Struppi, Asterix und Obelix, Siegfried und Roy, Peter und Paul: Zugegeben: die katholische Kirche feiert heute nur die letztgenannten. Sogar mit einem Hochfest für die „Fürsten unter den Aposteln“, so werden der Heilige Petrus und der Heilige Paulus ehrenhalber genannt. Aber: die katholische Kirche feiert heute auch ein bisschen das „und“. Und deshalb möchte ich Ihnen zwei katholische Geheimnisse verraten. Die sind zwar eher offen und gar nicht so geheim, aber: werden oft übersehen. Das eine Geheimnis betrifft den Bartwuchs der Beiden. Und wenn Sie das wissen, können Sie in so manchem Museum punkten und natürlich auch in einer Kirche:
Denn der Heilige Petrus und der Heilige Paulus werden oft zusammen dargestellt. Wenn beide etwas in der Hand tragen, dann ist klar, wer von beiden wer ist: Petrus trägt immer Schlüssel. Weil Jesus ihm ja die Schlüssel des Himmels anvertraut haben soll. Paulus trägt das Schwert. Zum einen, weil er damit geköpft wurde. Aber auch, weil sein Verstand so messerscharf war – nein: schwertscharf. Können Sie nachlesen in den vielen Briefen, die von ihm überliefert sind in der Bibel.
Schlüssel oder Schwert: das lässt die beiden schnell unterscheiden: Aber wenn, wie bei einer Ausstellung vor Jahren in der Bundeskunsthalle in Bonn, nur die beiden Porträts der beiden zu sehen waren – in Bonn war das eine ganz alte Darstellung aus Sizilien – dann müssen Sie nur auf den Bartwuchs schauen. Das uralte Bartgeheimnis ist: Petrus trägt immer einen runden, krausigen weißen Bart. Der Bart von Paulus ist immer lang, glatt und schwarz. Petrus war auch im Leben immer etwas kraus, wenn wir der Bibel glauben schenken: manchmal felsenfest und manchmal wankelmütig. Paulus war immer „straight“ – mal in die eine Richtung, dann in die andere. Zunächst hatte er die Christen brutal verfolgt. Nach seiner Bekehrung wurde aber Paulus zum Vorbild aller religiösen Eiferer: zielbewusst, getrieben…was wäre das Christentum ohne Paulus? Was wäre es ohne Petrus?
Und so komme ich zum „und“ – das heute eben auch gefeiert wird. Denn: Der Katholizismus – und das ist das zweite Geheimnis - lebt ganz stark von diesem „und“. Wenn mich Leute fragen: Was sagt denn „die“ Kirche zu diesem oder dem? Dann sage ich immer: Es gibt nicht „den“ Katholizismus. Es gibt die Bischöfe und es gibt die Orden, besonders auch die Frauenorden. Es gibt die protzigen Kirchen in Gold und es gibt die großen Armutsbewegungen wie die Franziskaner. Es gibt Liberale und Konservative. Und klar: es gibt Licht und Schatten in der Kirche. Ein katholisches Denk-Prinzip heißt „et – et“, was übersetzt heißt „und – und“ oder anders formuliert „sowohl – als auch“. Und dieses „et et“ unterscheidet sich vom „entweder – oder“. Der Katholizismus versucht Gegensätzliches nicht auszuschließen, sondern zu umfassen.
Und nichts drückt dieses „und“ so aus, wie der Satz, der das Christentum schon sehr früh geprägt hat: Jesus ist „wahrer Gott und wahrer Mensch“. Nicht: entweder oder, sondern: sowohl als auch.Gott und Mensch, Licht und Schatten, Peter und Paul: Ich feiere heute das „und“ – für das ich meinen katholischen Glauben so mag. Und gratuliere natürlich allen Peters und Petras, Pauls und Paulas zum Namenstag.