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Kirche in WDR 2 | 31.03.2014 | 05:55 Uhr

Die größten Ereignisse

„Die größten Ereignisse - das sind nicht unsre lautesten, sondern unsre stillsten Stunden“. Der Gedanke von Friedrich Nietzsche mag nur wenig trösten, wenn man frühmorgens bereits vor dem Radiowecker aufwacht und nicht mehr einschlafen kann. Und doch hat die Zeit vor der ersten Toilettenspülung im Haus einen eigenen Zauber: Ein Augenblick für mich. Stille. Wenn der Radiowecker angesprungen ist, greift die Eigendynamik des Alltags.

Für Manche ist die Erfahrung von Stille bedrohlich. Für andere kann Stille im Alltagsstress heilsam sein. Und dann gibt es noch die, die Stille gewalttätig erleben. Im Zimmer eines Altenheimes, in einer Zelle oder in der Einsamkeit einer Wohnung. Dann kann Stille brüllend laut werden.

John Cage, einer der bedeutendsten Komponisten des vergangenen Jahrhunderts, schloss sich einmal auf der Suche nach neuen Hörerfahrungen in einen schalldichten Raum ein. Dabei stellte er überrascht fest, dass er rhythmische Geräusche wahrnehmen konnte. Der Tontechniker erklärte ihm, dass er Abläufe in seinem Körper hören würde. "Ich hörte", so Cage, „dass Stille nicht die Abwesenheit von Geräuschen war, sondern das absichtslose Funktionieren meines Nervensystems und meines Blutkreislaufes.“ Stille könne man nicht akustisch verstehen, sondern nur als eine Art Bewusstseins- bzw. Wahrnehmungsveränderung.

Der Komponist begann daraufhin mit der „Erkundung des Absichtslosen”, wie er es nannte. Ein fallender Stein, ein Flötenton, Kinderlachen, der Radiowecker heute

Morgen – sie alle haben eine Bedeutung in sich selbst. Klänge, Töne, Geräusche sind gleichwertig zu verstehen. Cage entwickelte aus der Beobachtung der Stille die Theorie und Praxis einer in sich herrschaftsfreien Musik. Die traditionelle Musikauffassung akzeptiert diese Eigenständigkeit nicht. Sie ordnet Töne ein und unter.

Stille als Lernort für Bewusstseinsveränderung? Als Wandlung? Die „Erkundung des Absichtslosen“? Während wir im alltäglichen Stress mit Worten und Verhalten alles ein- und unterordnen, könnte die Entdeckung des „Absichtslosen“ eine „Ent-Deckung“ meines Alltags sein. Was steckt eigentlich hinter meinem Stress? Welchen Dingen messe ich eine größere Bedeutung zu als anderen und warum?

Das „Absichtslose“ ist allerdings nicht ungefährlich. Wenn man Tönen, Klängen und Geräuschen die gleiche Wertigkeit beimisst, dann grenzt das schon an Anarchie. Auf meinen Alltag übersetzt könnte das heißen: Vielleicht erscheint die Zigarettenpause mit den Kollegen wichtiger, als das, was der Chef gerade von mir erwartet. Vielleicht bekommt ein Kinderlachen mehr Gewicht als die abendliche Verpflichtung im Verein. Vielleicht berührt mich eine Melodie, die jemand im Vorbeigehen summt, mehr als das Dienstgespräch. Vielleicht entmachtet ein kurzes Gebet zwischendurch bereits die tödliche Eigendynamik meines Alltags.

Offenbar wusste der Atheist Friedrich Nietzsche mehr um die Bedeutung der Stille, als er schrieb: „Die größten Ereignisse - das sind nicht unsre lautesten, sondern unsre stillsten Stunden“.

Einen Augenblick für sich. Stille. Mitten drin. Das wünsche ich Ihnen für heute.

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