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Kirche in WDR 2 | 16.04.2014 | 05:55 Uhr
Bald geschafft! Dann ist Ostern!
Autorin: „Bald Mama“…sagt meine Tochter, „bald ist es geschafft!“ Ein tiefer Seufzer. Sie meint das Fasten. Am Sonntag ist endlich Ostern! Seit Aschermittwoch haben auch die Kinder in ihrer Kitagruppe gefastet: Sie haben jeden Tag auf ein Spielzeug verzichtet.
O-Ton: Wir haben alle etwas gefastet. Montags den Bauteppich. Dienstags die Knetecke. Mittwochs Malen, Donnerstags die Puppenecke und Freitags das Podest.
Autorin: Voll anstrengend, sagt die Sechsjährige.
O-Ton: Manchmal wollte ich einfach malen und dann konnte ich das nicht, dann musste ich immer daran denken, an das Malen und das war doof.
Autorin: Ja, ziemlich doof! Fand ich auch. Ich habe 40 Tage lang auf Schokolade und Alkohol verzichtet. Na, ja gut, ganz gelungen ist mir das nicht. Wie sollte ich da widerstehen? Zum Kaffee ein kleines Stückchen Schokolade. Also darauf zu verzichten, war für mich genauso schwierig wie für meine Tochter das „Malen“-Fasten.
Und ich habe mich zwischendurch auch immer mal wieder gefragt: Was soll der Quatsch? Warum mache ich das eigentlich? Allgemeine Gesundheitsvorsorge? Christliche Selbstkasteiung? Verkappter Schlankheitswahn? Nein, das war es alles nicht. Ich habe tatsächlich so mit der Zeit und ganz allmählich - etwas gelernt:
Am Anfang war es total schwer, etwas wegzulassen. Ich hab immer nur an das gedacht, was ich gerade nicht durfte…Aber nach ein paar Tagen hat sich das gelegt, da bin ich etwas ruhiger geworden. Und habe es anders gesehen. Oder vielleicht so: Ich habe nicht mehr gesehen, was mir fehlt, sondern das, was mir nicht fehlt: Was ich alles abends so machen kann, wenn ich eben nicht mit einem Glas Wein vor dem Fernseher sitze…also nicht, dass ich das andauernd tun würde, aber in der Fastenzeit habe ich es eben ganz bewusst nicht gemacht. Und ich habe die Ahnung bekommen: Wenn ich auf Rituale verzichte und sie hinterfrage, dann stellt sich heraus: Wow, so entspannend sind die gar nicht, und Yoga am Abend zum Beispiel macht mich viel entspannter.
„Gott gibt dir das, was du brauchst - nicht zu wenig und auch nicht zu viel. Nur das, was du brauchst und das reicht völlig aus.“
Das ist das Lied vom letzten Deutschen Evangelischen Kirchentag. Den Sinn habe ich jetzt durch das Fasten kapiert. Ich habe alles, was ich brauche, auch wenn ich nicht alles habe. Und das verstehe ich, wenn ich nicht dauernd daran denke, was ich alles noch so haben könnte.
Miteinander leben, jeden Tag neu. Anderen etwas geben, weil´s für alle gut reicht.
Autorin: Das ist der andere Gedanke. Eigentlich ein ganz einfacher: Wenn wir es schaffen, das, was wir haben zu teilen – dann würde Ostern zu einem richtigen Befreiungsfest. Das Teilen muss natürlich gerecht sein. Also auch gerecht für Männer und Frauen, mit fairen Löhnen und ökologischem Bewusstsein! Daran müssen wir eben noch ein bisschen arbeiten. Und wir können bei den Kleinen beginnen. Die Kindergartenkinder haben mitbekommen, wie es sich anfühlt, auf etwas zu verzichten. Klar, es sind Kinder des westlichen Wohlstands – und es ist nur ein Minimal-Verzicht. Aber es geht um dieses Kapieren! Um das Umdenken und Ausprobieren. Louisa bringt es für sich so auf den Punkt:
O-Ton: „Jetzt weiß ich, dass ich auch ohne Malen auskomme, aber mit ist es viel schöner.“