Home is where I park it

Sie haben ihr Haus verkauft und von einem Teil des Geldes ein Wohnmobil angeschafft. Daran können sie sogar hinten ihren PKW dranhängen. Ein großes Gefährt für ein großes Land: die Vereinigten Staaten. Sie wollen endlich mal alle 50 Bundesstaaten ihres Heimatlandes besuchen. Zeit haben sie jetzt, da sie Rentner sind. Wir treffen Bill und Linda in einem der großen Nationalparks im mittleren Westen. Bill trägt eine Kappe auf dem Kopf, auf der steht: "Home is where I park it." Zuhause ist da, wo mein Wohnmobil steht.

Cool, denk ich. Und denk an die Geschichten aus der Bibel, in der Abraham und andere auch immer wieder ihre Zelte abgebrochen haben und weitergezogen sind.

Vielleicht sind Abraham und Co. und auch Linda und Bill damit ein bisschen näher dran an einer Wahrheit, die man als Eigenheimbesitzer und sowieso Sesshafter schnell vergisst: Hier auf der Erde, da haben wir keine bleibende Heimat. Am Ende können wir nichts mitnehmen.

Bill und Linda würden wohl sagen: „Das ist jetzt mal ne Spur zu tiefgründig. Ihr Europäer! Kommt immer gleich ins Grübeln!“ Die beiden sind schließlich nicht in besonderer Mission unterwegs. Sie sind einfach neugierig, kommunikativ, spontan, genügsam. Und strahlen viel Freundlichkeit und Zufriedenheit aus. Und sie sind nicht die einzigen, die in den USA so was machen. Zuhause ist, wo mein Wohnmobil steht. Ich weiß nicht, ob ich das dauerhaft könnte. Aber seit ich Bill und Linda getroffen habe zieht bei mir diese Frage mit: Wo bin ich wirklich zu Hause? Das hängt doch, genau genommen, nicht allein an den vier Wänden, in denen ich lebe.

(Copyright Vorschaubild:erix CCBY 2.0 flickr)