Das wäre doch nicht nötig gewesen

Wenn ich einen Besuch mache, bringe ich gerne etwas mit. Nur eine Kleinigkeit. Damit ich etwas in der Hand habe. Zur Begrüßung. Oft höre ich dann: „Das wäre doch nicht nötig gewesen.“ Meine Reaktion darauf: „Wenn es nötig gewesen wäre, hätte ich bestimmt nichts mitgebracht.“

Gerade die Dinge, die nicht nötig sind, die sind oft einfach schön. Sie zeigen Zuwendung. Interesse. „Ich habe an dich gedacht.“ – „Ich habe mir Gedanken gemacht.“ – „Ich will dir eine kleine Freude bereiten.“ Geschenke aber, die nötig sind, die womöglich nur auf Ansprüche reagieren – solche Geschenke mache ich nicht gerne. Wenn etwas ganz Bestimmtes erwartet wird, dann fällt mir das Schenken schwer.

Ich glaube: Was Gott für Sie und mich getan hat, das wäre auch nicht nötig gewesen. Die Welt ist nicht nötig, es wäre auch ohne gegangen. Warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts? Die Menschen sind nicht nötig, sondern seine Geschöpfe; wir kommen alle aus der großen Fantasie Gottes. Jesus wäre auch nicht nötig gewesen; niemand hatte sich ausgedacht oder gewünscht, dass Gottes Sohn Mensch wird. Es ist alles – geschenkt. Und deswegen kann ich nur als Beschenkter leben.

Bin ich nötig auf dieser Erde? – Ich glaube, nicht. Es würde auch ganz gut ohne mich gehen. Wenn es mich nicht schon gäbe, würde mich niemand vermissen. Andere würden den Platz ausfüllen, an dem ich jetzt stehe. Aber ich freue mich darüber, dass ich da bin. Und für andere da sein kann. Deshalb bringe ich immer öfter bei Besuchen gar nichts mehr mit. Ich sage dann einfach: „Ich habe etwas Zeit mitgebracht. Und das ist wirklich das Wertvollste, das ich habe.“

Schenken Sie heute jemandem etwas Zeit. Das ist vielleicht nicht nötig, aber schön. Nicht nützlich, aber sinnvoll.

(Copyright Vorschaubild: florian.haft CCBY 2.0 flickr)