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Kirche in WDR 2 | 16.08.2014 | 05:55 Uhr
Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück
Bist du glücklich? - Du willst dich von mir trennen, oder? - Nein, nein! - Du kannst doch nicht einfach so eine Frage stellen! Der Gefragte braucht doch eine Vorwarnung, eine Anleitung, eine Präambel. - Nicht doch, ist ja gut. Tut mir leid! Würdest du sagen, dass du ein glücklicher Mensch bist?
Hector ist Psychiater in London. Eigentlich kann er sehr zufrieden sein. Seine Welt ist ordentlich, unkompliziert. Seine Freundin Clara sorgt für ihn, gibt ihm Sicherheit. Aber Hector merkt: So kann es nicht weitergehen. Seinen Patienten kann er nicht wirklich helfen. Sein eigenes Leben ist zu eng geworden und zu banal.
Ich will ne Reise machen. Ich merk, dass ich meine Patienten nicht glücklicher mache. Und ich möchte was erforschen. - Und was? - Na ja, was Glück ist. So dass ich helfen kann. Sieh dir mein Leben an, Clara. Ich, ich komm mir wie ein Schwindler vor. So wie einer, der immer nur auf Landkarten verreist und dann von der Welt berichtet.
Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück@ - der Film läuft seit Donnerstag im Kino. Die Suche nach dem Glück führt Hector quer durch die Welt.
Eine Prostituierte in Shanghai weckt in ihm die Lust, zwei Frauen zu haben.
Ein kolumbianischer Dealer ist davon überzeugt, mit seinen Drogen mehr Menschen glücklich zu machen als Hector mit den Psychopharmaka, die er verschreibt. Seine erste große Liebe zeigt ihm, dass das Glück nicht in der Vergangenheit liegt. Und sein Jugendfreund hat sein Glück als Arzt in Afrika gefunden.
Dich brauchen die Leute tatsächlich. Ich bin für die Menschen nur ein Luxus. Ich hab das Gefühl: Psychiatrie lebt vom Überfluss. Also je wohlhabender das Land, desto mehr Psychiater triffst du pro Quadratkilometer an. Und was sagt uns das? - Dass du zu streng mit dir bist, sagt uns das! Ich meine, das ist doch hier kein Wettbewerb, Hector! Und wenn ich glücklich auf dich wirke, dass vielleicht, weil ich geliebt werde so, wie ich bin.
Hector merkt auf seiner Reise: Das Glück lässt sich nicht machen, vielleicht nicht einmal finden. Aber ich kann glücklich werden, wenn ich den Moment, den Tag, die Situation so annehme, wie es kommt. Ob ich in dem, was mir heute begegnet, glücklich werde oder unglücklich - das ist meine Entscheidung. Was ich heute erlebe, womit ich konfrontiert werde, vielleicht auch, was ich ertragen muss: Der Tag heute kann für mich ein Geschenk des Himmels sein, mich dankbar werden lassen, dass es mich gibt.
Nur in den Momenten, in denen wir gerade ganz anderes tun, wenn wir uns Mühe geben, uns mit etwas beschäftigen, mit anderen reden, Dinge verstehen, lernen, tanzen - wenn Sie wollen, auch das -, dass wir dann so was wie Glück erleben, als ein Nebenprodukt, als Geschenk am Rande. Und das heißt: Wir sollen uns nicht so sehr mit der vielbeschworenen Suche nach dem Glück beschäftigen, sondern eher mit dem Glück beim Suchen.