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katholisch

Hörmal | 14.09.2014 | 07:45 Uhr

Berührt werden

Herr Elpers saß jeden Sonntag in der Kirche rechts unter der Statue des Heiligen Rochus und meistens saß er alleine in der Bank. Seine Frau war schon vor längerer Zeit gestorben. Und man sah ihm an, dass keiner mehr nach ihm schaute -wie das bei älteren Männern leider schon mal so ist, die zu spät lernen mussten, alleine für sich zu sorgen. Naja, und um es direkt zu sagen: man durfte keine zimperliche Nase haben, wenn man sich zu ihm in die Kirchenbank setzte. Daher blieb diese neben ihm oft leer. Hin und wieder habe ich mich dann zu ihm gesetzt, auch ein wenig aus Mitleid. Dann raffte er seinen Lodenmantel etwas zurecht und legte seinen Hut auf die andere Seite, als wäre sonst nicht genug Platz in der Bank. Außerhalb der Messe habe ich nie mit Herrn Elpers gesprochen, er schien auch ein wenig in seiner eigenen Welt zu leben. Ich könnte also nicht sagen, ich sei ihm besonders nah gewesen.

Wobei: Immer wieder geschah es, beim Friedensgruß sonntags in der Messe: da nahm Herr Elpers dann meine Hand und bedeckte die noch mit der anderen, wie man das bei einem engen Freund macht. Manchmal schien es, als wolle er meine Hand gar nicht wieder loslassen, als genieße er diesen Moment, dass jemand ihn berührt. Anfangs hat mich das irritiert. Aber er hat dann immer etwas gelächelt.

Irgendwann bekam ich eine Ahnung, warum Herr Elpers beim Friedensgruß vielleicht so sehr an meiner Hand hing: Konnte es sein, dass diese Berührung die Einzige war, die Herr Elpers in einer Woche bekam? Ich bin innerlich im Kopf durchgegangen wo ein Mensch wie Herr Elpers in seinem Alter noch Körperkontakt hat – außer einem etwaigen Arztbesuch fiel mir nicht viel ein, außer, natürlich: der Friedensgruß in der Messe.

Im Sommer hat irgendeine Behörde des Vatikan verlautbaren lassen, wie die Katholiken sich in der Messe den Friedensgruß zu geben haben – nämlich etwas nüchterner. Darum gab es etwas Aufsehen, Gott sei Dank aber nicht zu viel, denn dieses Schreiben ist es aus meinen Augen auch nicht wert. Wenn Christsein und die Feier der Liturgie eine Erfahrung mit allen Sinnen ist, dann gehört dazu eine körperliche Berührung, wie sie eben der Friedensgruß gibt. Ich denke nicht, dass so eine äußere Berührung die Andacht stören kann. Für manche Menschen, und ich denke, Herr Elpers ist da nicht allein, ist der Friedensgruß eine wichtige Art der Zuwendung und auch der inneren Berührung.

Längst wohne ich nicht mehr in dem Ort, in dem ich mit Herrn Elpers zur Messe gehen konnte. Ich weiß auch nicht, ob er noch lebt. Aber seit meinen Begegnungen mit Herrn Elpers halte ich, wo immer ich gerade Messe feiere, während des Friedensgrußes immer wieder mal die Augen offen nach Menschen, denen es ähnlich gehen könnte wie ihm. Ich merke: Es gibt sie überall. Und wer weiß: Ob nicht auch sie sich nach etwas mehr Berührung sehnen – äußerlich wie innerlich?

Copyright Vorschaubild: blues-news.org CCBY-SA 2.0 flickr

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