Drin, was drauf steht

Drin, was drauf steht

Ein armer Student sah in einem Schaufenster ein Schild hängen, auf dem zu lesen stand: „Hier wird Wäsche gewaschen.“ So packte er die in seiner Studentenbude reichlich vorhandene schmutzige Wäsche in einen Korb und ging zum Geschäft, wo er das Schild gesehen hatte: „Hier wird Wäsche gewaschen.“ Die Frau an der Ladentheke erklärte jedoch, dass er sich geirrt habe, bei ihnen würde keine Wäsche gewaschen. Aber es stehe doch auf dem Schild im Schaufenster, sagte der Student. Ja, bestätigte die Frau, doch in ihrem Geschäft würden nur Schilder verkauft, so auch dieses Schild. Da zog der arme Student enttäuscht wieder mit seinem Korb voll ungewaschener Wäsche durch die Straßen Kopenhagens in seine Studentenbude zurück.

Die Geschichte stammt von dem Philosophen Sören Kierkgaard, der vor über 100 Jahren in Kopenhagen gelebt hat. Kierkegaard hat mit dieser Geschichte die Kirchen kritisiert. Kirchen, in denen nur Schilder verkauft werden, in denen aber nicht zu bekommen ist, was auf den Schildern draufsteht. Zum Beispiel Freiheit. Vergebung. Oder Gemeinschaft. Alles nur Schilder, hinter denen keine Wirklichkeit zu finden ist?

Man kriegt schnell Beifall, wenn man die Kirchen kritisiert. In diese Falle tappe ich heute nicht, es ist eh oft nur ein Trick, die Probleme auf andere abzuschieben. Viel lieber möchte ich einmal ganz persönlich fragen: Was steht denn auf mir drauf? Ist drinnen, was drauf steht?

Wenn bei mir Christ drauf steht, ist dann auch Christus drin? Auch Nichtchristen haben Gott sei Dank meistens eine Botschaft. Zum Beispiel Gerechtigkeit, Fairness, Menschenrechte. Alles nur Schilder? Oder steckt auch etwas dahinter?

Überlegen Sie doch heute mal: Was steht eigentlich auf mir drauf? Ist da auch drin, was draufsteht?

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