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Kirche in WDR 2 | 04.02.2015 | 05:55 Uhr

Der Koffer

Neulich hatte ich mal einen Sonntag frei und musste keinen Gottesdienst halten. Also bin ich bei einem Kollegen in die Kirche gegangen und habe erlebt, wie er mit einem großen Koffer ankam. An diesem Koffer klebte ein Zettel mit der Aufschrift: „Böse Leute“. Und der Pastor erklärte: Jeder Mensch trägt symbolisch einen solchen Koffer mit sich herum - gefüllt mit Erinnerungen an Leute, die böse sind. Oder die man jedenfalls für böse hält.

Ich fand, das war ein starkes Symbol. Mir jedenfalls fielen sofort einige Menschen ein, die für mich zu den Bösen gehören. Weil sie sich in irgendeiner Situation mies verhalten haben. Oder mir nicht geholfen haben, als ich Hilfe brauchte. Menschen, von denen ich enttäuscht bin. Auch solche, die immer unfreundlich sind und ständig böse gucken. Es können Nachbarn sein, die ich als rücksichtslos empfinde. Oder Kollegen, die sich beim Chef einschlei¬men. In der Klasse meiner Kinder sind es diejenigen, die andere mobben. Und in der Familie diejeni-gen, die sich beim Erbstreit durchsetzen.

Oft ist das Urteil über solche Menschen sehr endgültig. Nicht revidierbar. Selbst wenn das die anderen schade finden sollten - da ist nichts mehr zu machen.

Dadurch kann es aber auch sein, dass dieses Urteil für mich selbst zur Belastung wird. Das ist mir an dem Symbol mit dem Koffer deutlich geworden. Der wirkte nämlich richtig schwer. Der Pastor hatte mächtig zu tun, um mit ihm vorwärts zu kommen. Und ich dachte: „Mann, da ist was Wahres dran. So einen Koffer mit sich herum zu schleppen, voller schlechter und böser Erinnerungen, voller Enttäuschungen und anderer Dinge, die man nicht vergeben kann - keine schöne Vorstellung!“

Der Pastor zitierte dann im Gottesdienst einen Satz von Paulus. Sinngemäß lautet der: „Wenn es möglich ist und soweit es an euch liegt, solltet ihr mit allen Menschen Frieden haben“ (Röm. 12, 18).

Im ersten Moment dachte ich: „Na ja, mit allen Menschen Frieden haben, deren Erinnerungen ich in meinem Koffer herumschleppe - das geht doch gar nicht!“ Aber in dem Paulustext steht halt: „wenn es möglich ist“ und: „soweit es an euch liegt.“ Das heißt: Es ist gar nicht der Anspruch, tatsächlich mit allen Menschen in Frieden zu leben. Sondern nur, so weit es geht.

Aber selbst das ist ja gar nicht so einfach. Denn dafür muss ich bereit sein, etwas zu tun. Zum Beispiel mein Urteil über andere in Frage zu stellen. Oder ihnen zu vergeben. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass Menschen sich ändern können. Und dass ich mich irren kann. Symbolisch gesprochen: Es ist entscheidend, dass ich bereit bin, den Koffer mit der Aufschrift „Böse Leute“ immer mal wieder aufzumachen. Und das ’rauszunehmen und ’rauszulassen, was nur noch Ballast ist. Oder da gar nicht mehr ’reingehört. Was ich abhaken muss. Was ich vergeben kann. Wo eine Versöhnung möglich ist. Oder wenigstens ein Schritt dahin. Zum Beispiel ein Gesprächsangebot. Oder eine Einladung, noch mal neu anzufangen.

Wenn wir nämlich den Koffer, den wir mit uns herumschleppen, nie öffnen, dann wird er mit der Zeit immer schwerer. Weil immer neue böse Erinnerungen dazu kommen. Aber wenn wir was davon loslassen, was hinter uns lassen können, dann wird der Koffer auch immer mal wieder leichter. Er wird entrümpelt. Und die Last aus der Vergangenheit wird geringer.

Und für das, was sich auf diese Weise nicht lösen lässt, hat Paulus noch einen weiteren Vorschlag: Das können wir Gott anvertrauen. Das können wir Gott im Gebet sagen und voller Zuversicht abwarten, was er daraus macht. Weil er nicht nur ein weitaus gerechteres Urteil über andere Menschen fällen kann als wir. Sondern weil ihm auch alle Menschen wichtig sind. Selbst die, die wir für böse halten.

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