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Kirche in WDR 2 | 18.03.2015 | 05:55 Uhr

Am Tisch

Elf Männer sitzen um einen Tisch. Es ist Abend, der Raum dunkel. Ein zwölfter Mann verschwindet durch die Tür in die schwarze Nacht. Der Tisch in der Mitte des Bildes ist von einem Tuch bedeckt. Es leuchtet strahlend weiß. Rätselhaft, in dem verdunkelten Zimmer. Auf dem weißen Tischtuch zeichnet sich ein kreuzförmiger Schatten ab. Als ob helles Licht durch ein Fenster mit einem Sprossenkreuz dringen würde. Es müsste in meinem Rücken liegen, während ich das Bild ansehe. Aber warum sollte Licht durch das Fenster fallen? Am späten Abend?

Auf dem Tisch liegt ein Fladenbrot. Genau über dem Schattenkreuz. Das Brot ist in elf Stücke geteilt. Eins für jeden der Männer, die sich um den Tisch drängen. Auf den zweiten Blick sehe ich, dass die Bruchkanten der Stücke ein Zeichen ergeben. Ein X und ein P. Im Griechischen sind das die Schriftzeichen Chi und Rho. Die ersten beiden Buchstaben von Christus. Das Bild zeigt das letzte Abendmahl von Jesus und seinen Jüngern.

Gemalt ist es aus dem Blickwinkel einer unsichtbaren Person. Nur ihre Hände ragen am unteren Rand ins Bild hinein. Als ob es meine wären, wenn ich das Bild betrachte. Zwischen den Händen steht ein Kelch mit rotem Wein. In ihm spiegeln sich zwei Augen, eine Nase. Das Gesicht muss zu den Händen gehören. Sehe ich mein eigenes Gesicht? Oder soll es das von Jesus sein? Er gibt ja seinen Jüngern das Brot und den Wein.

Das Gemälde stammt von Sieger Köder. Ich kenne kein Bild, das das Geheimnis des Abendmahls so gut vor Augen führt. Mit Worten klingt das alles ja sehr rätselhaft: Jesus ist im Brot und im Wein anwesend. Er verbindet sich mit mir, wenn ich das Brot esse und den Wein trinke. Auf dem Bild ist es ganz einleuchtend: Ich sehe die Szene mit den Augen von Jesus. Das gespiegelte Gesicht zeigt: Der Wein, das ist er. Das Brot trägt seinen Namen. Und auf alles fällt der Schatten des Kreuzes.

Auf Sieger Köders Bildern liegt ein ähnlicher Zauber wie auf den Werken von Marc Chagall. Träumerisch. Symbolisch. Voller Gefühl. Der schwäbische Künstler hat eine unverwechselbare Handschrift entwickelt. Nach dem 2. Weltkrieg hatte er zunächst das Silberschmieden studiert, dann Malerei und Kunstgeschichte. Nach zehn Jahren als Kunsterzieher ging er dann noch einmal an die Universität, um katholische Theologie zu studieren. So verband er eine geschulte Kenntnis des Christentums mit seiner künstlerischen Arbeit. Im vergangenen Monat ist Sieger Köder verstorben, fünf Wochen nach seinem 90. Geburtstag.

Das Abendmahl hat er immer wieder in seinen Bildern gedeutet. Schon als junger Priester hat er es aus der Perspektive von Jesus gemalt. Am Tisch sitzen die unterschiedlichsten Gestalten: ein afrikanischer Freiheitskämpfer neben einer bürgerlichen Europäerin. Ein Intellektueller neben einem Clown. Eine Hure zwischen einer blinden Bettlerin und einem Rabbi. Irgendwo dazwischen wäre womöglich auch Platz für mich.

Auf einem späteren Bild sitzen Menschen aller Kontinente am Tisch. Das Gesicht von Jesus spiegelt sich auch dort im Wein. Aber hier haben seine Hände die Narben der Kreuzesnägel. Es ist der Auferstandene, der das Brot austeilt.

Sieger Köder hat das Geheimnis des Glaubens nicht aufgelöst. Wenn ich seine Bilder ansehe, dann spüre ich, wie tief dieses Geheimnis ist. Und wie sehr es mich berührt.

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