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Kirche in WDR 2 | 13.04.2015 | 05:55 Uhr

Freundlichkeit

Nach Ostern in Italien. Mittelmeer, Sightseeing, Straßencafés. Herrlich. Gut, an manches musste ich mich wieder gewöhnen, den Straßenverkehr zum Beispiel, all das Gedrängel.

Einmal machten wir Halt bei einer großen Café-Kette. Einen Cappuccino-to-go und dann an den Brunnen in die Sonne, das wär’s jetzt. Die Idee hatten wohl noch andere. Es gab eine große Schlange. Je näher wir an die Theke kamen, umso mehr fiel es mir auf. Irgendwas war hier heute anders. Wer dran kam, bezahlte erst mal und gab dann die Bestellung auf. Mein Italienisch ist nicht gut, aber so viel konnte ich verstehen: Die Kunden bezahlten immer die Rechnung des Vordermanns. Es gab keinen Zweifel, das war der Trick. Bezahlen, was der andere bestellt hat, und dann fröhlich selber bestellen. Das nenne ich mal freundlich. Vor mir gab’s einen Latte Macchiato Karamell und einen doppelten Espresso. Kein Problem. Bitte sehr! Und ich? Soll ich jetzt extra zulangen? Nein, alle hier blieben im Rahmen mit ihrer Bestellung. Es soll ja freundlich weitergehen. Also zwei Cappuccino wie geplant. Danke für die Einladung!

Am Brunnen haben wir noch eine Weile darüber nachgedacht. Das hatte richtig gut getan, diese Freundlichkeit. Nicht immer nur das eigene sehen. Das verändert was. Es macht einen Unterschied, ob ich immer nur Recht behalten will, oder einfach mal freundlich bin. Das könnte auch im Straßenverkehr gehen. Kurz vor der Autobahnausfahrt blinkt einer und will schnell noch auf meine Spur. Bleib ich stur oder mache ich Platz mit einem Lächeln? Beim Bäcker am Samstagmorgen ist nicht klar, wer als nächster dran ist. Muss ich mich jetzt durchsetzen? Oder mache ich eine freundliche Geste und sage: „Ich weiß nicht, wer dran ist, bestellen Sie ruhig zuerst.“

Nach dem Erlebnis in dem italienischen Café habe ich zuhause mal zwei Testwochen gemacht. Freundlichkeit im Alltag. Wie mache ich das normalerweise? Autofahren, Einkaufen, mit meiner Tochter reden, was im Haushalt machen, telefonieren, mit den Kollegen sprechen? Die Ernüchte-rung: drei zu eins. Dreimal neutral oder rechthaberisch, einmal freundlich. In der nächsten Woche habe ich es umgekehrt gemacht: kurz innehalten und bewusst freundlich sein. Das heißt ja nicht, die Frau in der Schlange hinter mir in allzu persönliche Gespräche zu verwickeln oder den Herrn über die Straße zu führen, obwohl der gar nicht rüber will. Aber ich habe nicht um den Parkplatz gekämpft, den ich als erster hätte erreichen können; was eine Mitarbeiterin übersehen hatte, habe ich schnell selbst gemacht und sie damit überrascht; und am Samstag in der Ausstellung bekamen wir plötzlich eine Freikarte. Wir haben sie direkt an die Familie mit den drei Kindern weiterverschenkt. Was soll ich sagen: Jedes Mal habe ich ein kleines Strahlen geerntet. Das ist das Schöne an der Freundlichkeit. Sie macht nicht nur das Leben der anderen etwas heller, sondern auch das eigene. Die zweite Woche, die freundliche, fühlte sich viel besser an als die erste. Und zwar für mich! So bringt die Freundlichkeit den Alltag zum Funkeln.

Für mich bedeutet es sogar noch mehr: Freundlich sein bringt nicht nur den Alltag zum Leuchten, es stellt auch die Welt in Frage. Dieses kümmerliche, schlecht gelaunte Prinzip, nach dem das Le-ben läuft und unsere Gesellschaft funktioniert: immer der Erste sein, Erfolg haben, das meiste krie-gen. Das soll sich bewährt haben? Dass ich nicht lache.

Ich hab’s erlebt: Zur Freundlichkeit kann man sich entschließen. Sie verändert etwas. Plötzlich wird das Leben leicht. Freundlichkeit ist meine kleine Revolution, meine gelebte Utopie im Alltag. Sie zeigt mir: Jenseits von Ellenbogen und Konkurrenz gibt es eine ganz andere Art zu leben.

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