Walnussbaum

Neulich hab ich ihm nochmal Hallo gesagt: Den Walnussbaum meiner Großeltern.

Einzig dieser Walnussbaum sieht noch vertraut auf aus dem Grundstück. Als nach dem Tod meiner Großeltern das Haus verkauft werden musste, fiel das vielen aus meiner Verwandtschaft schwer. Haus und Garten aus den 1950er Jahren waren Zentrum der großen Familie. Dass es das mal nicht mehr geben sollte!

Aber so kam es: Haus und Garten wurden nicht nur verkauft, der neue Eigentümer hatte von Anfang an im Sinn, das alte Haus abzureißen und sein Traumhaus darauf zu bauen. Passte nicht mehr in die schicke, teure Wohngegend. Opas selbstgebauter Wintergarten, der offene Kamin und viele Beete und Pflanzen, über 40 Jahre gepflegt, mussten daran glauben. Auch der Walnussbaum mit seinen kleinen leckeren Nüssen sollte weg, aber genau der durchkreuzte schließlich die Hausbaupläne: Laut Baumschutzsatzung war der Baum zu groß und zu alt, um ihn zu fällen. Das Haus musste umgeplant werden, der Baum blieb.

Ich gehe ihn alle paar Jahre einmal besuchen, diesen widerständigen Walnussbaum. Ich freu mich an seiner großen runden gesunden Krone und schmunzel über seine Beharrlichkeit an dieser Stelle und seine bleibende Anwesenheit.

Der widerständige Walnussbaum hat etwas Tröstliches: auch wenn einmal kein Stein auf dem anderen bleiben wird: Es gibt Dinge, die gehen nicht verloren.

Und ab und zu hör ich meinen Großvater ein Liedchen summen, als wäre er unterm Baum an dem Schuppen zugange, den es auch schon lange nicht mehr gibt.

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