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Kirche in WDR 2 | 18.07.2015 | 05:55 Uhr
Kinoverkündigung
Dem Leben Sinn geben
O-Ton H_01: 0’43“ Ist die Welt dank mir besser geworden? Inwiefern war meine Existenz nützlich?
Nein, stellt Jacobo („Chakowo“) ernüchtert fest, gemessen an solchen Ansprüchen war sein Dasein bislang weder wertvoll noch hat es die Welt verändert. Der 76jährige ist die Hauptfigur des Films SEÑOR KAPLAN, der seit Donnerstag im Kino läuft. Doch Jacobo ist zuversichtlich: Was nicht ist, kann ja noch werden, sagt der jüdische Rentner sich:
O-Ton H_01: 0’14“ Es stimmt, ich bin nicht mehr jung, aber Goethe hat den Faust mit 81 Jahren geschrieben. ... Und Abraham empfing den Ruf Gottes mit 75.
Und als ihn das Gerücht erreicht, ein alter Nazi namens Rolf Becker lebe seit Kriegsende untergetaucht in Uruguay, erwacht sein Jagdinstinkt. Er sucht und sammelt Anhaltspunkte, die den Verdacht erhärten:
O-Ton H_09: 0’15’ Venezuela und Brasilien, verstehst Du? Er war auf der Flucht vor Wiesenthal. Alles fügt sich zusammen.
Am Ende steht für Jacobo fest: Der Exil-Deutsche ist ein Nazi-Kriegsverbrecher, der seiner Verurteilung in Israel zugeführt werden muss – wie seinerzeit Adolf Eichmann.
O-Ton H_07:1’33“ Das ist eine geheime Mission. Wenn die Leute herausfinden, dass wir ihn entführen und nach Israel bringen, geht die ganze Operation den Bach runter.
Wie auch immer diese Komödie schlussendlich ausgeht: Ich glaube nicht, dass jede und jeder etwas derart Spektakuläres vollbringen müsste, um mit dem eigenen Leben zufrieden abschließen und vor Gott treten zu können. Vielmehr geht es doch darum, im Kleinen aufmerksam zu sein und dem Nächsten Gutes zu tun. Der Evangelist Matthäus nennt auch Beispiele: Kranke besuchen, Trauernde trösten oder Fremde aufnehmen (vgl. Mt 25, 31-46). Ich muss also nicht - wie der alte Jacobo - Geheimdienst spielen, um meinem Leben einen Sinn zu geben. Gott sei Dank.