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Kirche in WDR 2 | 19.10.2015 | 05:55 Uhr

Flirten mit der Bibel

Auf dem Weg zur Arbeit im Zug. Mir gegenüber sitzt ein Mann in der Sonne. Er hat die Augen geschlossen und döst vor sich hin. Ich nutze die Zeit, um ihn ein bisschen anzustarren. Denn: Er ist schön. Volles Haar, graue George-Clooney-Schläfen, lange Wimpern, gepflegte Hände.

Ich male mir aus, wie er plötzlich die Augen aufmacht und merkt, dass ich ihn anstarre. Innerlich nehme ich mir fest vor, dann ganz cool zu sagen: „Ist es okay, wenn ich Sie eine Weile anschaue, während Sie schlafen? Sie sind schön!“

Über diese Idee muss ich selbst grinsen, weil sie so abwegig ist. „Sowas ziemt sich nicht“, würde mein Opa sagen.

Aber warum eigentlich nicht?

Wir alle sehen ständig Menschen an: in der Bahn, auf der Straße, im Café. Meistens merken sie es nicht. Wenn ich mich unbeobachtet fühle, starre ich besonders lange gutaussehenden Männern hinterher.

Aber jemanden offen anstarren? Oder ihm sogar sagen, dass er schön ist?

Nein! Das würde ich nie tun! Ich will ja nicht, dass der andere denkt, ich grabe ihn an.

In der Bibel gibt es ein Buch, da geht es genau darum: Dem anderen sagen, wie schön er ist. Naja, offen gestanden geht es da schon um mehr: es geht um die Kunst des Flirtens. Und die beherrschten schon die Menschen zu biblischen Zeiten!

Im Hohelied dichten Salomo und seine Freundin, was das Zeug hält. Und es geht eigentlich nur um eins: Lust aneinander. Und sie machen das mit Worten, auf die ich im Leben nicht kommen würde.

Er vergleicht sie mit einem Pferd: „Prächtig und schön siehst du aus, meine Freundin, stolz wie die Stute an Pharaos Wagen!“

Sie vergleicht ihn mit klebrigem Harz: „Mein Liebster liegt bei mir, an meiner Brust, er duftet wie würziges Myrrhenharz.“

Da soll mir noch einmal einer sagen, die Bibel sei lustfeindlich! Im Gegenteil: In der „Heiligen Schrift“ geht es an vielen Stellen um Liebe und um Lust. Und eigentlich ist das ja auch selbstverständlich: Wenn Gott es wirklich ernst meint mit der Schöpfung, dann hat er jeden von uns so geschaffen, wie er ist. Dann ist jeder von uns schön.

Dass die Komplimente von Salomo und seiner Liebsten ein bisschen angestaubt klingen, stört mich nicht.

Ich mag das. Folgendes Kompliment zum Beispiel: „Schön sind Sie, zauberhaft schön, und Ihre Augen sind lieblich wie Tauben!“

Aber das würde ich dann doch nicht dem Mann im Zug sagen, sondern meinem Ehemann. Da ist so ein Kompliment mindestens genauso gut aufgehoben.

Copyright Vorschaubild: Public Domain Pixabay

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