Revan & Mohamed: Ich heiße Revan, ich bin zehn Jahre alt. Ich heiße Mohamed...
Mod: Revan und Mohamed sind Flüchtlingskinder aus Syrien und gemeinsam mit zehn weiteren Mädchen und Jungen jetzt Schüler der Sternsinger Grundschule in Köln. Ein bisschen Deutsch haben sie schon gelernt, und lesen und schreiben konnten sie schon vorher. Aber das ist gar nicht selbstverständlich für Flüchtlingskinder, weiß die Schulleiterin der Grundschule Regina Merkl:
RM: Was ein bisschen ein Problem darstellt, sind die Kinder, die nicht alphabetisiert sind. Die gar nicht wissen, was es heißt, in einer Gruppe am Vormittag zu lernen, eine gewisse Zeit an einem Tisch sitzen zu bleiben. Die Kinder kennen teilweise gar nicht die Farben, sie können die nicht benennen, das ist nicht nur ein sprachliches Phänomen, sondern sie wissen es einfach nicht.
Mod: Und damit stehen manche der neuen Schüler in Köln nicht alleine da, denn weltweit können über 770 Millionen Menschen nicht lesen und schreiben. Heute am Weltalphabetisierungstag soll auf diesen Umstand aufmerksam gemacht werden. Lesen und schreiben zu lernen ist für manche der kleinen Schüler an der Grundschule schon schwierig genug, muss aber alles in einer fremden Sprache erlernt und unterrichtet werden, dann wächst die Herausforderung für Kinder und Lehrkräfte.
RM: Wir würden uns wünschen, dass wir mehr Unterstützung bekommen. Dass wir eine Erzieherin stundenweise hier einstellen, die mit den Kindern diese grundlegenden elementaren Fähigkeiten einübt.
Mod: Schnell finden Flüchtlingskinder und Kölner Grundschüler auf dem Schulhof zueinander, denn Kinder haben einfach wenig Berührungsängste ¬– Gott sei Dank, sagt die Schulleiterin. Übrigens: Gott spielt auf der katholischen Grundschule natürlich auch eine Rolle, sagt Regina Merkl:
RM: Das ist bei uns ein Teil, das Katholisch-Sein. Aber was wir bei uns an der Schule für besonders wichtig halten, das ist die Goldene Regel: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Und das wird bei uns eigentlich noch mehr gelebt als das tägliche Gebet.
Mod: Revan, Mohamend und den anderen Flüchtlingskindern merke ich an, dass sie es gut angetroffen haben in dieser Grundschule. Sie sind fröhlich, offen, und es wird viel gelacht. Der Schulbesuch wird für manche von ihnen bald zum normalen Alltag gehören, ganz besonders wichtig für Flüchtlingskinder, die zum Teil Schlimmes erlebt haben. Das zeigt auch Mohameds Reaktion, als er das erste Mal die Pausenklingel hörte.
RM: Und es klingelte zur Pause, und wir wollten die Kinder bitten, nach draußen zu gehen, aber Mohamed war weg. Er saß unter dem Tisch, ganz fest seinen Ranzen umklammert und hatte sich ganz klein gemacht. Für ihn war das wahrscheinlich so eine Art Sirenenton, dass er sich in Sicherheit bringen musste.
Mod: In Sicherheit zu leben, schreiben und lesen zu können. Wer das von sich sagen kann, hat aktuell Grund genug, dankbar zu sein – nicht nur heute am Weltalphabetisierungstag.