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Kirche in WDR 2 | 24.10.2015 | 05:55 Uhr
Kinoverkündigung
Also: Stellen wir uns vor, es sei das Jahr 1974 in New York City. Und ich bin verliebt in zwei Gebäude, zwei Türme, oder, wie man sie überall auf der Welt nennt, die Twin Towers des World Trade Center. Sie rufen mich. Diese Türme, sie wühlen etwas in mir auf. Und sie inspirieren mich, zu träumen.
Der Franzose Philippe Petit hat einen Traum. Er ist Drahtseilkünstler und hat es schon von einem Turm von Notre Dame in Paris zum anderen geschafft. Aber jetzt will er ganz hoch hinaus. Das World Trade Center in New York soll es sein.
Mein Traum ist, zwischen diesen zwei Türmen ein Drahtseil zu spannen und darauf zu laufen. Natürlich ist das unmöglich und noch dazu illegal. Also wieso das Unmögliche wagen? Wieso diesem Traum folgen?
Der Film “The Walk” erzählt die wahre Geschichte des Philippe Petit. Erfolgsregisseur Robert Zemecki hat ihn gedreht, mit Joseph Gordon-Levitt in der Hauptrolle. Seit Donnerstag läuft der Film im Kino.
Philippe weiß natürlich, wie gefährlich das Ganze ist, in mehr als 400 Metern Höhe. Und so holt er sich Rat bei einem erfahrenen Zirkuskünster, gespielt von Ben Kingsley.
Du ziehst dir einen Haltegurt unter dein Kostüm an und befestigst einen Karabiner an einem Rettungsseil! - Ein Rettungsseil? Einen Karabiner? Ich gehe nicht auf das Seil mit einem Rettungsseil, das an mir runterbaumelt! - In dieser Höhe ist das völlig unsichtbar. Niemand wird etwas ahnen. - Das werd ich nicht tun. Das würde ich niemals tun! - Wieso kommst du dann her? Weil du so viel weißt? Du sagst mir, ich hab Unrecht? - Nein! Weil du mir sagen sollst, wie ich dieses Drahtseil befestigen kann, nicht, wie ich einen heuchlerischen Drahtseilakt aufführe wie ein Feigling.
Philippe will aufs Ganze gehen, ohne Netz und doppelten Boden, ohne jede Sicherheit, hin und her zwischen den Türmen. Jahrelang bereitet er sich auf die Aktion vor, schart ein Team von Spezialisten um sich.
Ich kann das unmöglich ohne dich schaffen. Und wenn wir das hinkriegen, dann wird das vielleicht das waghalsigste Kunststück, das je aufgeführt wurde! - Waghalsig? Waghalsig? Das ist Wahnsinn! - Ja, es ist Wahnsinn. Niemand mit gesundem Menschenverstand würde das versuchen. Darum muss ich es tun, weil es noch nie jemand getan hat. Also ja, ich gebs zu: Ich bin verrückt! - Ah! Ja! - Ja!
“The Walk” erinnert mich an einen anderen, der eine große Distanz überbrückt hat. Ohne Sicherheit. Ohne Netz und doppelten Boden. Der alles riskiert hat, um zwei voneinander getrennte Welten mit-einan¬der zu verbinden.
Jesus von Nazareth hat kein Seil zwischen zwei Türmen gespannt und ist darauf gelaufen. Aber er ist vom Himmel auf die Erde gekommen und von der Erde zum Himmel zurückgekehrt.
So hat er den Abstand zwischen Gott und den Menschen überwunden.
Und er hat dabei sein Leben aufs Spiel gesetzt, so viel war ihm das wert.
Und auch er hat ein Team um sich gesammelt, das ihm hilft und seine gute Botschaft weitersagt, Zwölf am Anfang, Unzählige bis heute.
Auch Jesus hatte einen Traum, eine Vision. Und er hat alles daran gesetzt, dass sich dieser Traum bis heute erfüllt: Das Seil zwischen Gott und uns Menschen ist gespannt. Und nie mehr werden wir voneinander getrennt.
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