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Kirche in WDR 2 | 06.11.2015 | 05:55 Uhr

Überambitionierte Mutter

Es gibt Mütter, die tun alles für ihre Kinder – selbstlos, damit es den Kindern gut geht. Es gibt aber auch Mütter, die tun alles für ihre Kinder, um für sich selbst etwas Gutes zu tun. Heute vor 2.000 Jahren wurde genau eine solche Frau geboren: Agrippina die Jüngere. Und die gilt als die Gründerin der Stadt Köln. Die Dame könnte man aber auch als die Urmutter all der Mütter nennen, die höchst eigennützig alles tun würden, damit ihr Kind Karriere macht.

Wenn man den Geschichtsschreibern glaubt, wurde sie am 6. November im Jahr 15 nach Christus in einer Siedlung am Rhein geboren, aus der später Köln hervor ging. Und die Stadt verdankt es Agrippinas späterem Einfluss, dass sie den Status einer römischen Kolonie verliehen bekam, was dann auch zum heutigen Namen führte: Köln kommt ja bekanntlich vom lateinischen Wort „Colonia“, also Kolonie.

Am Kölner Rathausturm ist sie daher verewigt als Stadtmutter. Unter ihrem Rockzipfel lugt dabei auch ihr leiblicher Sohnemann hervor: Nero. Der spätere Kaiser von Rom. Am Kölner Rathausturm ist er sinnbildlich „klein gehalten“, aber grimmig hält er schon die Fackel in der Hand, mit der er später Rom abbrennen sollte. Agrippina – das muss man wohl so sagen – hatte kein Mittel gescheut, um ihren Sohn auf den Kaiserthron zu bekommen: strategische Ehebündnisse gehörten ebenso dazu wie mehrfacher Mord. Zuletzt der Mord an ihrem dritten Ehemann, dem römischen Kaiser Claudius– der übrigens auch ihr Onkel war. Damit hatte sie ihren Sohn dann endlich in Stellung gebracht. Keine Mutter muss so berechnend und kaltblütig gewesen sein wie Agrippina. Die römischen Geschichtsschreiber ließen daher auch kein gutes Haar an ihr: Sie sei ein „heftiges und herrschsüchtiges Weib", nennt einer (Sueton) sie. Und Tacitus beschreibt sie als „entbrannt in völligem Verlangen nach Schreckensherrschaft" .

Was davon richtig war oder bloße Missgunst gegen das Machtstreben einer Frau – das sei mal dahin gestellt. Jedenfalls hat ihr Sohnemann Nero den Karrieresprung gemacht und wurde Kaiser – aber um was für einen Preis? Bekanntlich fackelte er nicht nur Rom ab und verfolgte Christen und viele andere mit aller Härte, sondern er verfiel dem Wahnsinn mit all den Konsequenzen für das römische Reich. So wandte sich Nero am Ende sogar gegen seine Mutter Agrippina und ließ sie umbringen.

Dankbarkeit hat Agrippina nie erfahren für ihren Übereifer. Vom eigenen Sohn schon mal gar nicht. Agrippinas Geschichte und Ehrgeiz war wohl in jeder Form übertrieben. Aber ich frage mich am 2000. Geburtstag dieser überambitionierten Mutter: Wo fängt das eigentlich an, wenn Eltern in ihrem Ehrgeiz mehr Schaden anrichten als sonst was? Dass Eltern wollen, dass es ihren Kindern gut geht – das ist ja keine Frage. Und dass Mütter wie Väter stolz sind, wenn aus ihrem Kind einmal etwas wird: das kann ich auch verstehen. Aber was, wenn die Kinder zu einem Projekt verkommen, reine Selbstbestätigung der Eltern zu sein? Wenn sie bloß Erfüllungsgehilfe sind für eine Lebensverwirklichung, die die Eltern selbst vielleicht nicht hatten? Dann beginnt doch eine Überforderung. Und leider geht das oft tragisch aus. Kinder durch den elterlichen Ehrgeiz zu überfordern ist fatal! Was Eltern davor bewahren kann? Ich denke, da gibt es nur eins: tatsächlich Liebe. Liebe ohne Eigennutz! Der Philosoph und Theologe Friedrich Schleiermacher hat einmal gesagt: „Je mehr wir unsere Kinder lieben, desto weniger kann es uns genügen, dass sie nur in unsere Fußstapfen treten.“ Ich denke, da ist was dran.

Copyright Vorschaubild: Klaus Nelißen

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