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Kirche in WDR 2 | 11.11.2015 | 05:55 Uhr

Fack ju Göthe

„Wir haben den Roman mit der Faust besprochen. Ey, der war voll krank, der Reclam.“ Diese Zusammenfassung des vielleicht berühmtesten deutschen Theaterstücks stammt aus „Fack ju Göhte Zwei“, dem derzeit so erfolgreichen deutschen Kinofilm. Es handelt sich wie beim Vorgänger „Fack ju Göhte“ vor zwei Jahren um eine Komödie. Die kann man lustig oder weniger lustig finden, jedenfalls verfolgen die Macher um Regisseur Boran Dagtekin das Ziel, mit einer schrägen Handlung, prolligen Typen und provokanten Sprüchen über Schule, Sex und Ausländer die Leute zum Lachen bringen.

Ich glaube, so einfach ist das nicht. Heute beginnt ja der Karneval, und da werden wir wieder merken, dass es mit dem Humor hierzulande eine todernste Sache ist. So auch bei „Fack ju Göhte“. Der zweite Streifen war kaum erschienen, da hörte ich hier auf WDR 2 einen renom-mierten Psychologen, der empfiehlt, den Film in der Lehrerausbildung einzusetzen. Und als mir ein Vertreter der Industrie- und Handelskammer vor kurzem erklärte, dass die Schulen den Firmen kaum noch ausbildungsfähige Jugendliche liefern, verwies er auch auf „Fack ju Göhte“. Da wusste ich, dass es bei diesem Film eigentlich um die deutsche Bildungsmisere geht.

Dass die jungen Menschen immer lernfauler und immer ungebildeter werden, höre ich jetzt seit fünfzig Jahren, nämlich seit meiner eigenen Schulzeit. Ich erinnere mich, dass wir als Halbwüchsige von unserem Deutschlehrer in die „Faust“-Verfilmung von Gustaf Gründgens geschleppt wurden, sich eine ganze Reihe von uns aber schon nach ein paar Minuten ins Nachbarkino davonmachte, um einen Film mit Louis de Funès zu gucken. Das Abitur haben wir dann doch geschafft. Dass die heranwachsende Generation geradewegs in eine Bildungs-katastrophe rennt, scheint die jeweilige Vorgängergeneration jedes Mal neu zu entdecken.

Tatsächlich konnte man schon immer Schlosser, Bankkaufmann und sogar Bildungspolitike-rin werden, ohne wirklich ein inneres Verhältnis zu Goethe zu haben. Und umgekehrt werden Goethes Stücke noch immer aufgeführt, obwohl die meisten Menschen nur die Zitate daraus kennen, die in der Werbung vorkommen. Es ist ja auch nicht wirklich überraschend, dass eine über zweihundert Jahre alte Story nicht unmittelbar das Innenleben junger Leute von heute trifft. Wer nun den alten Kram mit einem forschen „Fack ju Göhte“ abtut, ist deshalb für Kultur und Bildung noch lange nicht verloren.

Im Buch Joel in der Bibel findet sich die bemerkenswerte Ankündigung: „Eure Söhne und Töchter sollen weissagen; eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Ge-sichte sehen.“ Dahinter steckt die Einsicht, dass sich die Traditionen und das sogenannte kulturelle Erbe nie einfach vererben, sondern dass sich jede Generation aufs Neue aneignen, ja geradezu erkämpfen muss, was sie für sich an Identität, Kultur und Bildung braucht. Deshalb ist es so wichtig, den Jungen beharrlich etwas zuzutrauen, auch wenn sie den Alten noch so unzugänglich erscheinen. Und wenn die Alten lernen, nochmal zu träumen, statt alles zu wissen und zu bestimmen, und auch mal über sich selbst zu lachen, dann sind wir auf einem guten Weg.

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