Adventskalender

Einen schönen Adventsmorgen wünsche ich ihnen.

Seit über drei Jahren lebe ich mit Kindern zusammen in einer Kinderdorffamilie. Sie sind noch klein. Zum Glück, denn so kann ich mit ihnen den Advent gestalten, so wie ich es mir als Erwachsene vielleicht nicht mehr zugestehe. Wir haben einen Adventskranz dessen Kerzen schon gleich beim Frühstück und bei allen anderen Mahlzeiten des Tages brennen, es gibt adventlichen Schmuck an den Fenstern – Nikoläuse und verschneite Tannen und gefaltete Sterne und es gibt natürlich Adventskalender. Die liebe ich ja besonders, das muss ich gestehen. In unserem Haus gibt es gleich mehrere. Einen, der in der Küche an der Wand hängt und aus dem jeden Morgen zwei Kinder eine kleine Überraschung fischen und einen größeren Familienkalender, der am Abend mit einem kleinen Ritual, mit Liedern singen und einer kleinen Geschichte, von einem Kind geöffnet wird. Es sind 24 kleine Schubladen, die eine Überraschung für alle fünf Kinder meiner Kinderdorffamilie, enthalten. Das Kind, das öffnet, darf die Überraschungen verteilen und dann die Schublade umgekehrt wieder ins Schubfach hineinschieben, denn auf der Seite gibt es ein Stück von einem Gesamtbild zu sehen: Ein Mosaik, das an Weihnachten komplett sein wird. So können die Kinder genau sehen, wann das Fest denn da ist.

Und auch ich habe meinen eigenen Kalender. Mit einem schönen Text für jeden Tag. Es gibt also genügend kleine Schritte und Pausen, an denen ich mich auf das Fest der Geburt von Jesus vorbereiten kann. Manchmal muss ich sagen „könnte“, denn auch ich bin nicht frei vom Stress, den so eine Zeit hervorrufen kann.

Dabei ist der Advent eine Einladung zum bewussten Warten und Innehalten. Wie eine verkürzte Schwangerschaft. Denn genaugenommen müssen wir neun Monate im Jahr die Ankunft des Gottessohnes feiern. Aber das wäre uns zu lang und die Anspannung ginge verloren, die man als werdende Eltern oder Großeltern jedoch spürt. Auf ein Kind zu warten ist eine wunderbare Zeit. Und die schenkt uns Gott jedes Jahr. Natürlich steht da keine tatsächliche Geburt am Ende der Zeit. Aber es geht um das, worum es bei einer Schwangerschaft auch geht: frohe Erwartung. Advent all der Wünsche bewusst zu werden, die wir für unser Leben haben – ich würde auch sagen, für unser Leben mit Gott. Er bietet uns im Weihnachtsfest an, unseren Lebensweg zu teilen, immer zu uns zu gehören, so wie ein Kind zu einer Familie gehört, nachdem es geboren ist. Auch wenn sie die bewusste Beziehung zu Gott im Laufe der Jahre verloren haben sollten, so lade ich sie in dieser Adventszeit ein, den Faden wieder aufzunehmen. Und zwar in Ruhe, ohne Stress auf Ergebnisse. Quasi Türchen für Türchen, Schritt für Schritt. Und ich wünsche ihnen, dass sie irgendwann, sei es an Weihnachten oder wie lange auch immer ihre Adventszeit dauert (manchmal sind es Jahre), das Bild dieser Gottesbeziehung zu ihnen komplett und deutlich sichtbar wird, mit den Mosaiksteinen und Schubladenbildern ihres Lebens. Und sie sich selbst in diesem Bild wiederfinden.

Einen wunderbaren Mosaiktag in diesem Advent.

Bildrechte: martin fisch (flickr) CC BY 2.0