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Kirche in WDR 2 | 23.12.2015 | 05:55 Uhr
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Der Mann mit der Trompete
Autorin: Auf Norderney flanieren am Spätnachmittag gutsituierte Urlauber. Nach einem Getränk in der angesagten „Milchbar“ geht man gerne noch etwas spazieren. Manche lassen Drachen steigen, unterhalten sich oder schauen einfach aufs Meer hinaus. Friedvolles Leben mit Inselflair. Und plötzlich steht er da, auf einer Buhne, einem Steinweg, der als Küstenschutz ins Meer ragt. In der Hand hält er eine knallgelbe Trompete. Er dreht dem Inselleben den Rücken zu und öffnet seinen Blick für die Weite und beginnt zu spielen. Einfach so.
Musik: Vom Himmel hoch, da komm ich her (Trompete)
Autorin: Der Wind weht seine Melodie ans Land. Viele bemerken ihn nicht. Aber die, die ihn sehen und hören, bleiben angerührt stehen, haben Tränen in den Augen, nehmen einander in den Arm. Von dem Mann mit der Trompete geht ein Zauber aus. Und wer genau hinsieht, entdeckt, dass nicht nur Menschen von diesem Moment berührt sind… Vor ihm auf den Steinen sitzen Vögel. Unzählige Vögel. Auch sie hören ihm andächtig zu. Mir kommt der Mann mit der Trompete vor wie aus einer anderen Welt. Wie ein Engel, der uns eine alte Botschaft überbringt: Vom Himmel hoch, da komm' ich her, ich bring' euch gute neue Mär, der guten Mär bring' ich soviel, davon ich sing'n und sagen will. Das Lied dringt mitten in unser Leben. Es erzählt von einer Welt, die anders ist. Friedvoller, Liebevoller, Hoffnungsvoller. Und wir haben die Freiheit uns zu entscheiden: Gehen wir weiter und leben so wie bisher?
Oder lassen wir uns von dem Lied unterbrechen? Bleiben wir stehen? Hören wir genauer hin? Lassen wir uns anrühren von der Idee, dass irgendwann mal ein Kind in einer Krippe geboren wurde, das Frieden in die Welt bringen sollte?
Und was heißt das für mich dann konkret? Gehe ich beim Weihnachtstreffen mit der Familie wieder steil und ärgere mich über die Kommentare meines Bruders? Oder bleibe ich einfach mal gelassen und ein bisschen großherziger als sonst? Schaue ich mir das Leben der Flüchtlinge in Deutschland weiterhin voll Mitleid im Fernsehen an oder frage ich doch mal in meiner Kirchengemeinde nach, wie ich ihnen helfen kann?
Weitermachen wie bisher oder innehalten? Gott lässt uns diese Freiheit. Und wir müssen sorgsam mit ihr umgehen – denn vielleicht ist es genau das, was unserer Welt gerade fehlt: ein ungewöhnlicher Ton, an einem ungewöhnlichen Ort. Und der Mut zum „Frieden auf Erden“!
(Musik: https://www.youtube.com/watch?v=kD7moijrhiI / B Panther Kanal)