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Kirche in WDR 2 | 01.02.2016 | 05:55 Uhr

Straßenlaternen

Jeder Mensch hat Traditionen: eine Familienfeier zu Weihnachten, die Party an Silvester, eine Fahrradtour, wenn Himmelfahrt ist, und zu Karneval entweder Frohsinn oder Flucht je nachdem wie man veranlagt ist. Auch bestimmte Wochentage können mit Traditionen verbunden sein: Samstags Rasen mähen oder ins Stadion gehen. Sonntags ausschlafen oder mit der Familie frühstücken. In der Regel sind solche Traditionen etwas Schönes. Sie tun gut, organisieren das Leben und helfen einem, den Rest der Zeit gut zu überstehen.

Allerdings manchmal sind Traditionen auch bloß etwas Althergebrachtes. Was längst seinen Sinn verloren hat und was eigentlich geändert oder abgeschafft werden müsste. Wenn’s zum Beispiel beim Frühstück am Sonntagmorgen regelmäßig Streit gibt, sollte man diese Tradition dringend überdenken.

Diese Ansicht vertrat auch Gilbert Keith Chesterton. Von dem englischen Schriftsteller stammt das Zitat: „Traditionen gleichen Straßenlaternen, die den Weg ausleuchten sollen. Nur Betrunkene halten sich an ihnen fest.“

Ich mein‘, dass Straßenlaternen dazu da sind, damit man nachts etwas sehen kann, ist ja klar. Im Dunkeln geht man dann von einer Laterne zur nächsten. Und wenn’s gut läuft, ist es überall hell genug, damit man sich zurechtfindet. Wer sich dagegen an einer Laterne festhält, mit dem kann irgendwas nicht stimmen. So weit, so klar.

Mit Traditionen ist es nun genauso. Sie sind wie Lichtpunkte im Alltagsgrau. Denn sie geben Orientierung und Struktur für das Jahr oder für die Woche. Aber sie sind kein Selbstzweck. Sie dürfen nicht zum Zwang werden, bloß weil es sie schon immer gegeben hat.

Genau so kann man auch die Bibel erleben. Die Bibel soll ja nicht etwas Starres sein, das man festhalten muss, weil es schon immer so da war. Sondern etwas, das immer wieder ein neues Licht gibt. Wie eine Straßenlaterne auf dem Weg.

So hat es die junge Frau erlebt, deren Freund sie sitzen gelassen hatte, allein mit ihrem Baby. Jetzt wollte sie das Kind taufen lassen, damit es irgendwie beschützt würde. Dadurch kam sie zum ersten Mal seit Langem wieder mit der Bibel in Berührung. Weil der Pfarrer gesagt hatte, sie bräuchte einen Taufspruch für ihr Kind. Zum Glück hatte er eine Liste mit einigen Vorschlägen. Und da waren tatsächlich Sachen bei, die ihr gut gefielen. Als Zusage für ihr Kind. Aber auch als Trost für sie selbst. Taufspruch wurde dann: „Ich will mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen“ (Josua 1,5). Diese Zusage Gottes war für sie wie ein Licht, das ihr half, ihren Weg zu finden. Und ihr Mut machte, ihn weiter zu gehen.

Sie hat deswegen nicht ständig in der Bibel gelesen. Aber sie war offener, wenn sie ihr begegnete. Wenn im Kindergarten Gottesdienste für alle gefeiert wurden. Später in der Schule, wenn ihr Kind vom Reli Unterricht erzählte. Und zuletzt neulich, auf einem großen Plakat, mit dem die Kirche dafür wirbt, Flüchtlinge willkommen zu heißen. Mit einem Zitat aus dem Alten Testament, das sie sich gemerkt hatte: Du sollst die Fremden nicht bedrängen, denn Ihr seid auch fremd gewesen. Stimmt, dachte sie, meine Großeltern sind auch geflohen. Und natürlich will ich nicht bedrängt werden, wenn ich irgendwo fremd bin.

In der Tat: So soll die Bibel sein. Etwas, das immer wieder auftaucht, einen Impuls gibt oder einen Denkanstoß. Und so ein neues Licht in unser Leben wirft. Für einzelne Menschen . Und für uns als Gesellschaft, wenn es um Entscheidungen geht: Wie wir leben wollen. Wie es weitergeht. Und was uns dabei wichtig ist.

Damit wir dann nicht im Dunkeln tappen. Sondern gemeinsam einen guten Weg finden.

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