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Kirche in WDR 2 | 19.02.2016 | 05:55 Uhr

Wird alles anders

Auf den Tag genau acht Wochen ist er nun her, der Neujahrstag. Brandenburger Tor, Feuerwerk, Beethovens Neunte – und die meisten von uns haben leibhaftig oder mindestens gefühlt mitgesungen, dass alle Menschen Brüder werden. Stattdessen werden die Flüchtlinge auf der Welt nicht weniger, sondern mehr. In Osteuropa schickt man die Demokratie aufs Altenteil. In der Silvesternacht werden Frauen von kriminellen Zuwanderern angegriffen. Dabei haben wir schon alle Hände voll mit dem Euro und dem Leitzins zu tun. Und weil uns der ganze Kram sowieso über den Kopf wächst, sind viele jetzt bereit, die Schuldigen dafür zu suchen, dass alles immer komplizierter wird: die Flüchtlinge, die Muslime, die einarmigen Kraulschwimmer. Der Rückblick auf den Jahreswechsel lehrt: Bleibt alles, wie es war. Nichts ändert sich. Wie immer.

Aber stimmt das? Ich glaube im Gegenteil: Wird alles anders! Eine wachsende Zahl von Menschen bei uns hat sich seit ewigen Zeiten nicht mehr so unsicher, so überfordert und so ängstlich gefühlt wie heute. Das liegt vor allem daran, dass unser Privileg, in der Mitte Europas vergleichsweise sicher, in Ruhe und in ungestörtem Wohlstand zu leben, bloßer Zufall war. In Frankreich oder Italien weiß man schon lange, was Zuwanderung heißt. In Jordanien und im Libanon sind riesige Flüchtlingslager Alltag. Alles, was bei uns viele jetzt als bedroh-lich empfinden, gibt es schon seit etwa zwanzig Jahren. Wir haben es bloß nicht gemerkt, weil es nie die Grenzen unserer Bildschirme sprengte. Jetzt kommt es mit Verspätung über die Landesgrenzen. Der Krieg in Syrien findet vor unserer Tür statt. Die Risse im europäischen Haus werden nicht im rumänischen Geräteschuppen, sondern im deutschen Wohnzimmer sichtbar.

Die gute alte Zeit kommt nicht zurück. Nichts bleibt, wie es war. Und nichts wird einfach gut. Hier ein paar populäre Irrtümer: Zu glauben, dass Flüchtlinge, die aus Mord und Totschlag entkommen sind, sich bei uns aus lauter Dankbarkeit alle wie kleine Edelleute aufführen, ist Quatsch. Fachkräftemangel, Geburtenrückgang und Vergreisung zu beklagen und im selben Atemzug die Wiedererrichtung der Grenzen zu fordern, ist nicht klug. Den Islamischen Staat bekämpfen zu wollen und ihm zugleich auf allerlei Umwegen Waffen zu liefern, ist krank.

Die Kolumnistin Sibylle Berg hat unlängst geschrieben: „Dass Menschen verschiedenen Glaubens, verschiedener Herkunft, unterschiedlicher Geschlechter, tanzend und in Liebe zum Leben vereint, miteinander die kurze Lebenszeit absitzen, hat sich als Märchen herausgestellt.“ Richtig. Und es ist kein Zufall, dass schon die Bibel gerade solchen Märchen mit einer schlichten Einsicht begegnet: menschliches Zusammenleben muss geordnet werden, und zwar mit vernünftigen und nachvollziehbaren Spielregeln. Weil nämlich der Mensch ein Mensch ist, also zu allem Edlen und zu allem Irrsinn fähig.

Stellen wir uns darauf ein, dass alles anders wird. Die globalisierte Welt ist nicht mehr nur im Fernsehen zu besichtigen, sondern rückt leibhaftig in unsere Nachbarschaft ein. Also werden wir lernen müssen, mit Leuten zusammen zu leben, die anders sind als wir. Und die umgekehrt lernen müssen, dass hier zwingend Regeln gelten, die anderswo eher unpopulär sind. Daran muss man sich eine Zeitlang gewöhnen, aber dann wird es schon gehen, am besten mit möglichst viel gutem Willen auf allen Seiten. So ist das, wenn alles anders wird.

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