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Hörmal | 13.03.2016 | 07:45 Uhr

Recht ströme wie Wasser

Das Palästinenser-Paar und ihr Bad im Pool werde ich meinen Lebtag nicht vergessen. 16 Jahre ist das her: Ich war Zivi am See Genezarth in Israel, Brotvermehrungskirche in Tabgha. Die Benediktinermönche dort haben den wohl einzigen Ort in Israel geschaffen, an dem palästinensische Behindertengruppen Urlaub machen können: ein Zeltplatz und ein paar einfache Hütten rund um einen Pool. Als Zivi habe ich da geputzt, eingekauft und mit den Gruppen gespielt. Knapp 20 Jahre war ich alt und noch grün genug hinter den Ohren, dass ich dachte, der goldene Löffel im Mund sei selbstverständlich, mit dem ich deutsches Wohlstandskind aufgewachsen war.

Aber dann kam dieser Tag an dem ich das Paar im Pool habe baden sehen. Anfang 60 waren sie – aber sie sahen älter aus. Fast ihr ganzes Leben hatten sie im Camp Shafat gelebt, nahe Jerusalem. Shafat ist ein Flüchtlingscamp, dessen Bausubstanz sich seit 1965 nicht verändert hat. Die Tage am See mit einer Behindertengruppe waren die ersten, die sie außerhalb des Camps verbrachten – seit über 30 Jahren!

Und dann war da dieser Pool. Und die Sonne brannte, wie so oft in Tabgha. Und die Gruppe beschloss – eben erst angekommen – gleich im Pool baden zu gehen. Die beiden gingen mit. Aber dann kam die Angst. Aneinander geklammert standen sie am Beckenrand. Trauten sich nicht ins Wasser herein. Sultan, einer der Betreuer, nahm mich beiseite und sagte mir: „Das kennen die nicht. Die kennen nur Wasser aus dem Hahn“.

Unvorstellbar für mich. Niemals hatte ich zuvor darüber nachgedacht, dass es Menschen geben kann, die noch nie ein Bad genossen haben, geschweige denn, geschwommen sind, weil es ihnen an Wasser fehlte. Die eben Wasser nur kennen aus der Leitung – wenn es denn überhaupt kommt. Und an einem Ort wie dem Flüchtlingscamp Shafat: meist rostig.

Und so führte ich mit mehreren Betreuern dieses Paar langsam in den Pool mit Wasser. Stufe für Stufe. Ihre Gesichter klärten sich auf. Und sie fingen an zu plantschen und zu spritzen. Die Angst war weg. Was jetzt da war: unbändige, kindliche Freude: Wasser! Nicht rationiert wie im Flüchtlingscamp, nicht schmutzig, sondern Wasser in Fülle. Wasser in dem man sogar plantschen kann.

Dieser Anblick der beiden im Pool hat mein Herz erschüttert. Denn ich sah, wie reich mein Leben bis dato gewesen ist – ohne dass mir das bewusst war, wie privilegiert der Zugang zu Wasser ist.

Genau heute, am Misereor-Fastensonntag, muss ich wieder an das Paar denken. Denn das katholische Hilfswerk Misereor hat in diesem Jahr eine Kampagne zum Thema Wasser gestartet. Es geht um Wasser als Grundrecht für jeden Menschen – weltweit. Misereor berichtet, dass ausgerechnet in Brasilien, einem der wasserreichsten Länder der Welt, 100 Millionen Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser leben müssen. Abwasserentsorgung? Fast immer Fehlanzeige –und das in einer der aufstrebenden Industrienationen! Gerade in den Großstädten stinkt die Wassersituation zum Himmel. Und das alles schreit nach Gerechtigkeit. Denn Misereor zeigt auf, dass Wasser längst eine Ware geworden ist, die für viele Menschen nicht zu bezahlen ist: Großkonzerne ziehen durchs Land und kaufen Brunnen für Brunnen auf. Ganze Großstädte haben ihre Wasservorräte verhökert an private Spekulanten. Wenn die einmal den Hahn zudrehen … na, das will ich mir nicht ausmalen.

Dabei ist der Zugang zu sauberem Wasser ein Menschenrecht und keine beliebige Ware. Seit meiner Pool-Erfahrung weiß ich, wie wenig selbstverständlich es ist, diesen Zugang zu haben.

Bildrechte: Pool Tabgha Thomaz Wozniak CCBY-SA 3.0 wikipedia

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