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Kirche in WDR 2 | 29.03.2016 | 05:55 Uhr

Happy

„Wer hier nicht happy ist, soll wegziehen!“ sagt Rockie Blair.

„Das ist hier eine Stadt für glückliche Menschen! Wenn einer mal schlechte Laune hat, bekommt er böse Blicke von uns. Sowas mögen wir hier nicht.“

Rockie Blair ist 68 Jahr alt. Die pensionierte Lehrerin wohnt in „The Villages“, der am schnellsten wachsenden Stadt der USA. 114.000 Menschen leben hier und jeden Tag werden 300 neue Häuser bezugsfertig.

Das Besondere an dieser Stadt: es gibt ein Mindestalter. Nur wer mindestens 55 Jahre alt ist, darf sich hier niederlassen.

Und Kinder sind hier nicht erlaubt, sie dürfen maximal 30 Tage im Jahr auf Besuch kommen, wenn sie eine Besuchserlaubnis erhalten haben.

„The Villages“ ist eine Retirement Community – zu deutsch eine „Rentnerstadt“, wie es sie zu hunderten in den USA gibt.

Die Regeln des Zusammenlebens sind klar formuliert und werden vom Immobilienentwickler aufgestellt. „Der Entwickler“, wie ihn hier alle nennen, bestimmt das Programm im städtischen Radio, das Sortiment im städtischen Supermarkt, die Architektur der Häuser, die Namen der Straßen. Sogar die Klingelschilder an den einzelnen Häusern werden vom „Entwickler“ geliefert – es soll ja alles ordentlich aussehen.

Über die Ordnung wacht der firmeneigene Sicherheitsdienst – die community wach- und sorgt dafür, dass niemand herumlungert oder einen Gartenzwerg in seinen Vorgarten stellt. Die sind nämlich genauso verboten wie Kinder.

Dafür bekommen die Einwohner ein kleines Paradies.

Unter dem Tropenhimmel Floridas haben sie die Auswahl zwischen 76 Swimming-Pool Anlagen und 40 verschiedenen Golfplätzen. Man kann töpfern, Tennis spielen, Aquagymnastikkurse buchen, Luftgewehr schießen, Zumba tanzen und und und und…. .

„Wer sich hier langweilt, ist wirklich selber schuld!“ sagt Rockie Blair.

Langeweile steht nicht auf dem Programm, das der „Entwickler“ seiner Stadt verordnet hat.

Andrew Bechman hat ein Buch über die Rentnerstädte der USA geschrieben.

Er kritisiert die künstliche Welt: „Eine Stadt ohne Kinder ist für mich das Ende der Zivilisation“. Auch die totale Durchorganisation des täglichen Lebens durch die Immobiliengesellschaft ist ihm ein Dorn im Auge: „Die Leute haben die Wahlurnen gegen ein Kästchen für Verbesserungsvorschläge eingetauscht!“

Ein Leben ohne Kinder, ohne die Freiheit, das eigene Heim, den eigenen Vorgarten zu gestalten, ein Alltag, ausgedacht und organisiert von einer Immobilienfirma, die damit viel Geld verdient. Ein Paradies?

Ich finde nicht.

Ich habe die Geschichte von „The Villages“ mit wachsendem Entsetzen in der Zeitung gelesen. Ich verstehe das Geschäftsmodell: die Sehnsucht nach einem sorgenfreien Leben, ohne Gefahren und mit viel abwechslungsreicher Freizeit.

Aber dieses Leben gibt es nicht – oder nur um den Preis einer total künstlichen Welt.

Das wirkliche Leben ist nicht nur eitel Sonnenschein, sondern hält auch schwere Zeiten bereit. Und viele andere Menschen, die ganz anders sind als ich.

„Ich bin bei euch alle Tage – bis zum Ende der Welt!“ hat Jesus seinen Jüngern zum Abschied gesagt. Ihr braucht keine künstliche Welt, kein künstliches Leben. Das Leben, so wie es ist, ist gut. Die anderen um euch herum sind ok.

Und ihr alle seid nicht allein. In guten Zeiten nicht. Und auch nicht in schweren. Gott selber wird euch begleiten. Darum habt keine Angst. Ein bisschen Gottvertrauen – und ihr braucht euch nicht in einem künstlichen Rentner-Disneyland zu verstecken.

Spätestens am Ende des Lebens muss man „The Villages“ übrigens verlassen.

Einen Friedhof hat die Stadt nicht. Der Tod passt hier nicht ins Konzept.

Angeregt durch: Sueddeutsche Zeitung Nr. 44; 23.2.2016; Seite 3

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