Hohe Schuhe im Himmel?

Autor: Sie sind beste Freundinnen. Milly und Jess waren mal etwas flippig, wie es sich für junge Frauen gehört. Das haben sie auch nie abgelegt, selbst als Milly Kinder bekam und Jess sich welche wünschte. Sie machten alles zusammen.

Zitat (O-Ton): (Jess:) Ich hatte nicht viele Fotos, auf denen Mill' nicht war,... bis jetzt.

Autor: Die Geschichte von Milly und Jess wird in einem Kinofilm erzählt: "Im Himmel trägt man hohe Schuhe", heißt er. Irgendwann schweben sie in ihrer Freundschaft nicht mehr im siebten Himmel. Denn Milly wird auf einmal auf den Boden der Tatsachen geholt.

Zitat (O-Ton): (Milly:) Hallöchen! - (Arzt:) Hallo, kommen Sie setzen Sie sich. ... Also,... - (Milly:) Ich weiß hab' meine Nachsorgeuntersuchung vergessen. - (Arzt:) Die Biopsie des Geschwürs aus der Brust hat ergeben, dass der Tumor bösartig ist.

Autor: Diese Szene ist ein kompletter Weckruf. Milly hat Krebs. Auf einmal wird alles im Leben anders.

Zitat (O-Ton): (Milly:) Ich muss 'ne Chemotherapie machen, und zwar... so ziemlich ab sofort. Ich werd' 'ne Glatze kriegen. - (Jess:) Tja, 'ne Menge Leute haben 'ne Glatze. - (Milly:) Oh, Männer haben eine Glatze, Babys, E.T. hat eine, aber doch nicht ich.

Autor: Doch trotz allem Leid versucht Milly, sich ihr heiteres Wesen zu bewahren.

Zitat (O-Ton): (Milly:)... Ich kann nicht glauben, dass wir lachen, ich kann nicht glauben, dass wir wirklich lachen.

Autor: Milly kann mit Humor sogar ihren Kindern vermitteln, was eine Chemotherapie ist.

Zitat (O-Ton): (Milly:) Also, diese Chemosoldaten, die ballern den bösen Krebs weg. - (Kind:) Ich will auch Chemotherapie haben.

Autor: Mit ihrer Freundschaft versuchen die beiden Frauen die Angst vor dem Tod zu überwinden. Sie suchen zusammen eine Perücke aus, und fühlen sich dabei wie früher beim Schuhe kaufen. Im Zimmer stehen überall medizinische Dinge herum. Sie lachen darüber, als könne man so die Krankheit vergessen. Doch je mehr sie voranschreitet, desto deutlicher stößt die lockere Lebensart an ihre Grenzen.

Zitat (O-Ton): (Milly:) Und noch was,... Ach ja, ich bin noch nicht tot, also lasst uns darauf trinken. - Hehe, nicht tot! hehe...

Autor: Millys Ehemann will alles dafür tun, dass sie so intensiv wie möglich am Leben teil haben kann. Doch die Angst vor dem Tod wird stärker.

Zitat (O-Ton): (Ehemann:) Du hast keine Ahnung, wie schwierig es war, zu organisieren, dass alle Menschen, die dir etwas bedeuten, den ganzen weiten Weg her kommen, keine Ahnung. - (Milly:) Tja, toll gemacht, jetzt hast du die Kontaktdaten, fürs Organisieren meiner Beerdigung.

Autor: Milly durchlebt verschiedene Phasen in ihrer Krankheit. Erst lacht sie darüber, dann kämpft sie dagegen und schließlich versucht sie, ihre Situation anzunehmen.

Zitat (O-Ton): (Milly:) Ich bin hergekommen, weil es vielleicht meine letzte Gelegenheit ist, als die gesehen zu werden, die ich wirklich bin. - War!

Autor: Wer bin ich wirklich und wie verändert mich eine solche Krankheit? Der Film ermutigt dazu, sich auch in dieser Situation die Lebensfreude so lange wie möglich zu bewahren. Der deutsche Filmtitel spielt mit der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Ob Frauen im Himmel hohe Schuhe tragen, spielt für mich keine Rolle. Ich glaube aber daran, dass das Leben nach dem Tod nicht zu Ende ist. Ich weiß nicht, wie es dann sein wird, aber ich hoffe, dass etwas von meiner Persönlichkeit bewahrt wird, und dass die Angst vor dem Tod nicht übermächtig wird. Ich möchte jeden Augenblick genießen, an dem ich trotzdem lachen kann, und ich wäre dankbar für eine so intensive Freundschaft, die mir zeigt, dass ich beim letzten Atemzug nicht allein bin.

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