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Kirche in WDR 2 | 20.06.2016 | 05:55 Uhr
Lauf!
Vom Biggesee bis Bogotha, von Köln bis Kapstadt laufen heute Menschen Marathon. 42,195 Kilometer, unendlich viele Schritte, Schweiß und Glücksgefühle. Bis vor knapp fünfzig Jahren rannten nur Männer Marathon. Die Frauen durften am Rand stehen und jubeln – an Mitlaufen war nicht zu denken. Zu groß sei die Gefahr, dass die Frau unfruchtbar würde, ihre Gebärmutter reißen oder ihr Haare auf der Brust wachsen würden, hieß es damals als Begründung für die Ausgrenzung.
Wie gut, dass die Amerikanerin Kathrine Switzer an diese Hirngespinste nicht glaubt und sich am 19. April 1967 trotz des Verbots unter die Marathon-Männer mischt. Mit Wollmütze und dickem Pulli startet sie in Boston, beim ältesten Städte-Marathon der Welt. Sie ist nicht die erste Frau, die es schafft, denn ein Jahr zuvor ist bereits Roberta Gibb ins Ziel gelaufen, allerdings inoffiziell. Kathrine Switzer meldet sich offiziell an, aber nur mit ihren Initialen, die ihr Geschlecht nicht verraten. Begleitet von ihrem Trainer und ihrem Freund startet sie mit der Nr. 261.
Nach drei Kilometern fährt ein Bus mit Journalisten an ihnen vorbei. Einer bemerkt plötzlich ihre Haare, die unter der Wollmütze hervorschauen. Auch Renndirektor John Semple entdeckt, „dass Weibsvolk anwesend ist“ und versucht Kathrine Switzer am Weiterlaufen zu hindern. Doch vergeblich. Switzers Freund stößt ihn weg und Kathrine rennt weiter. Nach vier Stunden und zwanzig Minuten kommt sie ins Ziel. Offiziell wird sie disqualifiziert, doch die Bilder von dem Versuch sie zu stoppen, lassen sich nicht mehr aufhalten.
Kathrine Switzer erzählt in einem Interview: „Jedem von uns wurde schon einmal gesagt: Du schaffst das nicht. Du bist zu fett, zu langsam, zu hässlich. Und dann machst du es trotzdem. Das gibt einem so viel Kraft.“ Von dieser Kraft haben sich im April auch zwei Iranerinnen anstecken lassen. Sie liefen beim ersten offiziellen Iran-Marathon mit. Trotz Verbot ließen sie sich nicht aufhalten.
Der Evangelist Markus erzählt in der Bibel von einer Frau, die krank ist, an Blutungen leidet und als aussätzig gilt. Sie will zu Jesus. Sie will ihn berühren, denn sie weiß, dass er sie heilen kann. Doch die Menschen um Jesus herum wollen sie davon abhalten. Sie ist eine Aussätzige. Irgendwie schafft sie es doch und erwischt ein Stück von seinem Mantel. Jesus spürt die Berührung, dreht sich zu ihr um, und sagt: „Hab wieder Mut, Tochter! Es ist dein Vertrauen, das dich gerettet hat.“ Und die Frau ist geheilt.
Was verbindet die erste Marathonläuferin Kathrine Switzer und die Frau aus der Bibel? Beide lassen sich nicht aufhalten. Beide vertrauen darauf, dass ein anderes Leben für sie möglich ist – ein Leben ohne Krankheit und gesellschaftliche Ächtung oder eben ein Leben mit Marathonläufen. Ihr Glaube an Gott oder an sich selbst gibt ihnen Kraft. „Es ist dein Vertrauen, das dich gerettet hat“, sagt Jesus zu der geheilten Frau. Lassen wir uns inspirieren von diesen Frauen! Und glauben an diese Kraft, die uns stark macht!