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Kirche in WDR 2 | 23.06.2016 | 05:55 Uhr

Mit der Bergpredigt Politik machen

„Selig sind, die Frieden machen. Denn sie werden Gottes Kinder genannt werden!“

Stellte nicht irgendwer fest, sondern Jesus. In seiner Bergpredigt erhebt er die Friedensstifter, die ausgleichenden, diplomatischen und vermittelnden Menschen, zu Söhnen und Töchtern Gottes.

Aber in Zeiten von Krieg und Terror scheint die Logik von Gewalt und Gegengewalt der einzige Weg zur Sicherheit zu sein. Terroristen überzeugt man nicht mit Worten, sondern mit Waffen. Der Pazifismus wird gerne als idealistisch belächelt.

Seit dem 11. September 2001 lautet das Glaubensbekenntnis der westlichen Staatengemeinschaft: Terroristen verstehen nur die Sprache der Gewalt.

Man muss sich auch nicht bemühen, Terroristen zu verstehen oder sie gar als Menschen zu sehen. Man muss sie nur töten, überall, mit allen Mitteln. Auch per Knopfdruck und auf bloßen Verdacht hin. Mehr als 3500 Menschen sind so per Drohne getötet worden. Mit der Bergpredigt sei eben kein Staat zu regieren, keine Realpolitik zu machen, heißt es immer wieder.

Aber das hat fatale Konsequenzen:

Als 2001 der weltweite Antiterrorkrieg gegen Al-Qaida begann, zählte man weltweit etwa zwei- bis dreitausend islamistische Terroristen.

Heute, 15 Jahre später, sind es Zehntausende geworden. Viele Terrorismusexperten sind sich heute einig: Terrorismus kann man nicht mit Krieg bekämpfen – siehe Afghanistan.

Selig sind, die Frieden machen: Denn man kann Hass nicht mit Gewalt besiegen.

Sicher werden sie Jesus damals gefragt haben. „Was machst du Sabbat-Friedensredner denn, wenn ein Römer dich mit vorgehaltenem Schwert zwingt, sein Gepäck zu tragen?“

OK, mit dem Terrorismus von heute ist das nicht vergleichbar. Aber vielleicht hat er geantwortet: Natürlich kannst du den Römer als feindlichen Besatzer beschimpfen oder bekämpfen. Aber das wird ihn nur noch feindseliger und erbitterter machen. Du kannst in ihm aber auch den Menschen sehen, der fremd ist in deinem Land, unter dem Klima und der Besatzungssituation leidet, Hilfe braucht. Es ist deine Entscheidung, wie du ihn betrachtest. Und wenn du glaubst, dass Gott der Vater aller Menschen ist, hilfst du diesem Fremden. Dann wirst du am Abend einen Römer zu deinem Freund gemacht haben. Lebe deinen Glauben so, dass er die »Feinde« miteinschließt. „Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr davon erwarten?“ (Mt. 5, 46)

Die radikal pazifistische Provokation des Mannes aus Nazareth hat bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Schon lange haben wir uns in Deutschland und in Europa nicht mehr so bedroht gefühlt. Und natürlich müssen wir uns und unsere Gesellschaft vor der Bedrohung durch den Terror schützen. Die Frage ist, mit welchen Mitteln und um welchen Preis.

Ein Mensch unserer Zeit, der diese Haltung lebt, ist Antoine Leiris, der im vergangenen November seine Frau bei den Pariser Attentaten verloren hat.

Noch unter dem Eindruck des Unfassbaren postete er auf facebook: „Nein, ich werde euch nicht das Geschenk machen, euch zu hassen. ...

Ihr wollt, dass ich Angst habe, dass ich meine Mitbürger mit misstrauischem Blick betrachte, dass ich meine Freiheit der Sicherheit opfere. Ihr habt verloren. Meinen Hass bekommt ihr nicht.“

Selig sind die Frieden machen. Die ihre Freiheit schätzen und leben, die sich nicht einschüchtern lassen von denen, die sie bedrohen. Die auf unsäglichen Hass nicht mit willkürlicher Gewalt antworten, sondern mit rechtsstaatlichen Mitteln.

Der irische Dramatiker George Bernard Shaw (1856-1950) sagte: »Seit 2000 Jahren höre ich, man könnte mit der Bergpredigt nicht Politik gestalten. Dann probiert es wenigstens doch mal«. Vielleicht ist der Leidendruck noch nicht hoch genug dafür. Ich wäre wohl soweit.

Angeregt durch: Eugen Drewermann, „Meinen Frieden gebe ich euch“, Publik-Forum 9/2016 vom 13.05.2016, Seite 26

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