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Hörmal | 03.07.2016 | 07:45 Uhr

Reichtum durch religiöse Reibung

Mesut Özil im weißen Gewand vor der Kaaba in Mekka. Ende Mai ging das Foto per Instagram und Twitter um die Welt. Millionen mal geklickt und geliked. Aber es gab nicht nur Likes: Rechte Politiker wetterten gleich: Özil ist kein lupenreiner Deutscher, wenn er sich fremdsteuern lässt von etwas wie einer Pilgerreise zum heiligsten Ort der Muslime.

Was wohl auch dem Letzten klar wurde: für den Menschen Mezut Özil zählt eben nicht nur Fußball. Er fuhr nämlich nicht fremdgesteuert nach Mekka, er machte das, weil ihm sein Glaube wichtig ist. Es gibt offensichtlich noch etwas anderes im Leben als Toreschießen. Und für einen Moslem ist es eine wichtige Aufgabe, mindestens einmal im Leben an die Stätten zu pilgern, an denen der Prophet Mohammed gewirkt hat. Das gehört zu den sogenannten fünf Säulen des Islam, wie auch das Glaubensbekenntnis, das tägliche Gebet, das Almosengeben und das jährliche Fasten im Monat Ramadan.

Ausgerechnet auf das Fasten hat Özil in diesem Jahr verzichtet. Denn es ist ja EM und gerade ist Endspurt für die Muslime im Fastenmonat. Am nächsten Dienstag erst beginnt das große Ramadan-Fest also das Fastenbrechen. Dann dürfen Muslime auch endlich wieder tagsüber essen. Gerade in den Sommermonaten fällt das Fasten schwer: von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Essen und sogar auf Trinken verzichten – das geht an die Grenzen, weil die Tage so lang sind. Klar, dass Özil die EM nicht hätte spielen können, hätte er gefastet. Und auch dazu findet man im Internet aufgebrachte Posts, aber diesmal von Muslimen, die Özil anprangern, er sei ein Ungläubiger, wenn er nicht konsequent mitfastet. Dabei erlaubt der Islam sogar das Verschieben des Fastens auf eine andere Zeit.

Kein richtiger Deutscher – weil Wallfahrt nach Mekka, kein richtiger Muslim, weil Verzicht aufs Fasten für die EM: ich denke jetzt nicht, dass Mesut Özil da groß drunter leidet. Aber die Debatten zeigen, dass Muslime wie er in Deutschland oft hin und hergerissen sind und schnell der Eindruck entsteht, sie müssten sich entscheiden, ob sie „echte“ Muslime sind oder „echte“ Deutsche“ – Was für eine falsche Alternative!

Das kommt mir nicht unbekannt vor. Das erinnert mich an mein Kirchengeschichtsstudium. Es ist etwas mehr als hundert Jahre her, da kannten die deutschen Katholiken dieses Gefühl nur zur gut. Vor allem die Preußen warfen den Katholiken vor, fremdgesteuert von Rom zu sein. Manche sprachen den Katholiken sogar das Deutsch-Sein ab. Marionetten des Papstes seien sie. In Rom wiederum blickte man argwöhnisch auf die Katholiken aus Deutschland: beeinflusst durch das Denken der Aufklärung lebten sie ihren Glauben manchmal viel liberaler. Die laxen Deutschen, hieß es da nur.

Einst die Katholiken, heute die Muslime: Deutschsein – oder gläubig? Ich denke, es braucht das keine Entscheidung. Klar: da steckt Reibung drin, aber wo Reibung herrscht, entsteht Energie. Diese Energie von Menschen, die glauben, kann ein Leben und ein Land nur reicher machen. Wenn sie wissen, mit dieser Energie konstruktiv umzugehen wie Mesut Özil. Bei ihm geht es eben zusammen: Pilgern zur Kaaba nach Mekka und EM-Teilnahme trotz Ramadan. Meszut Özil ist für mich ein Beispiel, dass nicht nur Erfolg und Geld zählen, sondern auch der Glaube, ein Glaube, der sich und andere nicht überfordert.

Für alle Muslime, die so in Deutschland leben, wünsche ich noch zwei gute Fasttage und danach hoffentlich ein rauschendes Fest! Es ist gut, dass Sie Deutschland reicher machen!

Copyright Vorschaubild: Kaaba Turki Al-Fassam CCBY 2.0 flickr

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