Leichtes Gepäck

Bevor ich „dann mal weg bin“, muss ich packen. Und das Kofferpacken ist die erste Herausforderung auf meinem Pilgerweg nach Santiago de Compostela – und was für eine!

Ich reise für mein Leben gern, wenn da bloß das Packen nicht wär. Packen heißt: Entscheidungen fällen – was kommt mit? Was bleibt weg? Und jetzt, wo es nach Santiago geht, heißt es: Kein Koffer, ein einfacher Rucksack muss es sein. Vorbereitet bin ich besser als je zuvor: jede Menge Ratgeber habe ich gelesen und alles scheinbar Wichtige zusammengekauft. Wobei: viel darf das nicht sein: Einzig mein Trekkingrucksack samt Inhalt und meine zwei Wanderstöcke sollen mich durch Nordspanien begleiten.

Doch kaum auf dem Weg, merke ich: ich habe noch immer zu viel bei mir: mein Hausstand für alle erdenklichen Notlagen wird schwerer und schwerer. Als erstes fliegt schon mal mein zweites Handtuch raus und bleibt in der Unterkunft, es folgt mein Ersatz- T-Shirt und als dann noch Blasen an den Füßen hinzukommen, verschenke ich Isomatte und Schlafsack. Mein Vertrauen, irgendwo einen Schlafplatz zu bekommen ist nach fünf Tagen für diesen Schritt groß genug. Jeder Gegenstand, jedes Gramm was ich weniger mit mir herumtrage, macht es mir nicht nur auf dem Rücken leichter, sondern lässt mich gelassener und innerlich freier werden. Kaum die Hälfte meines Gepäcks schafft es schließlich vom Startpunkt bis zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago. Jetzt verstehe ich, wovon die Band Silbermond singt: „Es reist sich besser mit leichtem Gepäck“.

„Wie wenig ich eigentlich zum Leben brauche um zufrieden zu sein“ – das hat mich mein Pilgerweg nach Santiago gelehrt. Loslassen, wenn es drauf ankommt, das kann ich doch. Denn, naja sagen wir 70 Prozent von dem, was ich mit mir rumschleppe – brauch ich nicht.

Bildrechte: Rucksack Rick McCharles CCBY 2.0 flickr. jpg