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Kirche in WDR 2 | 30.01.2014 | 05:55 Uhr

Altersweisheit

Sie hat mir ihr ganzes Leben erzählt. Und dabei wollte ich nur einen kurzen Besuch machen. Doch sie fing ganz von vorne an: Bei der Vertreibung nach dem Krieg. Wie sich die Familie hat durchschlagen müssen. Und es hat Jahre gedauert hat, bis sie dann im Münsterland heimisch geworden war. In ihrem Erzählen – sie ließ sich gar nicht aus der Ruhe bringen. Und ich habe einfach nur zugehört – und gestaunt. Wie sie ihren Mann kennen gelernt hat. Sie haben Kinder bekommen und für sie gesorgt. Und dann ist ihr Mann schwer krank geworden. Sie hat ihn jahrzehntelang gepflegt. Hat eben gemacht, was dran war: am Ende musste sie ihn waschen und füttern wie ein kleines Kind. Er sollte in Würde sterben können, das war ihr wichtig.

Zwischendurch, ich rufe in meinem Büro an: „Ich kann hier jetzt nicht weg, alles andere muss eben warten.“ Die alte Dame ist richtig froh, dass ich noch Zeit habe. Denn sie musste mir ja noch von ihrer schweren Krankheit erzählen. Monatelang im Krankenhaus. Und wer ihr geholfen hat, das alles durchzustehen. Nein, jetzt musste das endlich alles aus ihr heraus. Und mit jedem Wort wirkte sie leichter. Beinahe glücklich. Jedenfalls kein bisschen bitter.

„Wie haben Sie das nur geschafft?“, so meine Frage. Aber ich merkte schnell: bloß nicht unterbrechen! Sie ließ sich auch gar nicht aufhalten, hätte es mir sowieso gesagt. Auch wenn ihr Glaube an Gott manchmal schwankte: Sie konnte immer beten. Manchmal hat sie sich durch ihre Krisen durchgebetet. Sie hat einfach nicht damit aufgehört: „Gott hat mir viel Dunkelheit zugemutet“, meinte sie. „Aber sein Licht ging niemals aus.“

Wir haben noch lange gesprochen. Am Ende sagte sie: „So, Herr Pfarrer, Sie können jetzt gehen. Es ist alles raus.“ Ich habe noch mit ihr gebetet, sie gesegnet. Und bin dann still gegangen. Wir beide waren glücklich: Sie erleichtert, und ich erfüllt. Ich glaube: Ich habe einen Menschen kennen gelernt, der wirklich weise ist. Mit einem Glauben, schlicht und selbstverständlich, mit beiden Beinen auf dem Boden. Irgendwie anders als das, was ich als Theologe manchmal nur so gelernt habe. Mir an Lebenserfahrung weit voraus.

Ich finde es toll, wenn alte Menschen nicht nur das Vergangene betrauern, sondern Hoffnung haben. Und wenn junge Menschen etwas für die Alten übrig haben, für ihre Lebenserfahrung. Man kann die Humanität einer Gesellschaft am ehesten daran erkennen, wie sie mit den Kindern umgeht – und mit den Alten.

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