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Kirche in WDR 2 | 12.09.2016 | 05:55 Uhr

Auf dem Friedhof

Wenn ich in anderen Ländern oder Städten unterwegs bin, besuche ich gerne Friedhöfe. Nicht, weil ich so morbide veranlagt bin, sondern weil mich die Kultur interessiert. Ich finde, es sagt viel über Menschen aus, wie sie mit ihren Verstorbenen umgehen und wie sie an sie denken. Da gibt es Gräber, die sind üppig bepflanzt, die Blüten werden jeden Tag gepflegt. Auf anderen stehen Andenken, wie Bilderrahmen mit Fotos oder Gebasteltes von Kindern. Manche Gräber sind steriler, nur mit einem Stein oder einer Platte bedeckt. Es gibt Ruhewälder mit kleinen Gedenktafeln mit den Namen der Verstorbenen und die Möglichkeit der ganz anonymen Bestattung ohne festen Erinnerungsort. Was mich auf Friedhöfen auch fasziniert, sind die Gespräche, die entstehen können. Irgendwie kommt man im Angesicht der eigenen Endlichkeit leichter ins Gespräch über Dinge, über die man normalerweise nicht so spricht. Auf dem Weg zur Bahn, nach meinem letzten Urlaubs-Friedhofsbesuch, spricht mich eine Frau an. Ca. 80 Jahre alt, weiße Haare, moderne Brille, Armprothese. „Ich war gerade auf dem Friedhof“, sagt sie einfach so, während wir an der Ampel auf Grün warten. „Ich habe mir einen neuen Platz ausgesucht.“ „Der, den ich davor hatte, gefiel mir nicht mehr. Das habe ich jetzt geändert. Schauen Sie mal hier, sagt sie und öffnet ihre Handtasche. Da komm ich rein - nachdem ich verbrannt bin.“

In ihrer Tasche liegt eine Urne. Sie sieht anders aus als die, die ich bisher gesehen habe. Irgendwie handgemacht. „Die Urne hat mir meine Freundin getöpfert.“, erzählt mir die Frau weiter. „Und heute hatte ich sie mit beim Beerdigungsinstitut und hier beim Friedhof und habe mir schriftlich geben lassen, dass die Urne den gesetzlichen Vorgaben entspricht. Nicht, dass ich nachher da doch nicht reinkomme…“, sagt sie lachend, aber bestimmt. Dann wird es grün und wir überqueren die Straße zusammen. „Ich will wissen, wo ich hinkomme, wenn ich tot bin“, erzählt sie weiter. „Auch wenn man es ja nicht weiß, was nach dem Tod passiert, ist es schön zu wissen, dass ich in dieser Urne sein werde, die mir meine liebe Freundin gemacht hat.“ Als sie das sagt, schaut sie fast liebevoll auf das Gefäß.

Dann verabschieden wir uns. Sie zieht mit ihrer Handtasche und der Urne in eine andere Richtung weiter und ich schaue ihr noch einen Moment hinterher. Was für eine Begegnung… Die Frau musste mir das wohl einfach erzählen. Offen und ehrlich.

Ich spüre, dass Friedhöfe mich bereichern. Es tut mir gut, einen Ort zu haben, wo man über den Tod nachdenkt und mit anderen darüber reden kann. Klar, man kann nicht alles planen und vorbereiten. Der Tod selbst entzieht sich unserer Macht. Dann müssen wir loslassen. Manchmal einen anderen Menschen, einmal das eigene Leben.

Vielleicht fällt es leichter, wenn wir darauf vertrauen, dass Gott uns durch den Tod in ein neues Leben trägt – und wenn wir alles andere gut vorbereiten.

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