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Kirche in WDR 2 | 13.09.2016 | 05:55 Uhr
Regenbogen
Autorin: Ich liebe ihn. Wenn er am Himmel plötzlich auftaucht und in allen Farben schillert. Der Regenbogen. So bunt ist er für mich ein Zeichen für Offenheit und Vielfalt.
O-Ton: Überall auf der Welt gibt es Bars und Clubs, an denen ein Regenbogen zu sehen ist. Dann weiß ich und viele andere, Lesben, Schwule, Bi-, und Transsexuelle sind hier willkommen.
Autorin: sagt Kerstin Söderblom. Sie ist Pfarrerin und arbeitet im Studienwerk der Evangelischen Kirche von Westfalen. Ihre erste Pfarrstelle hatte sie am Stadtrand von Frankfurt. Ihre Einstellung hat damals für Aufsehen gesorgt.
O-Ton: Ich habe mich im Kirchenvorstand gemeinsam mit meiner Partnerin vorgestellt und das war Ende der neunziger Jahre noch nicht selbstverständlich.
Autorin: Eine lesbische Pfarrerin war für viele eine Herausforderung. Die Entscheidung im Kirchenvorstand wurde kontrovers diskutiert. Es gab eine große Mehrheit, die sie gerade aufgrund ihrer Lebensform wollte, aber es gab aber auch eine deutliche Minderheit, die sie genau deshalb ablehnte. Man verabredete eine dreimonatige Testphase. Das war neu und in der Landeskirche ein einmaliger Vorgang, aber Kerstin Söderblom nahm diese „Zusage auf Probe“ an.
O-Ton: Die Menschen haben mich kennengelernt. Sie haben mich achten gelernt. Und ich habe auch sie kennengelernt und achten gelernt. Und wir haben uns gegenseitig mit unseren Sorgen und Fragen und Unsicherheiten erlebt und dadurch eine eigentlich sehr gute Zusammenarbeit aufbauen können.
Autorin: Mittlerweile hat sich einiges getan. In der Evangelischen Kirche werden homosexuelle Pfarrerinnen und Pfarrer ordiniert, also öffentlich beauftragt und gesegnet, sie leben im Pfarrhaus zusammen – mit und ohne Kinder. Und auch wenn die Beschlusslage nicht einheitlich ist, gibt es in der Evangelischen Kirche in Deutschland die Möglichkeit sich als homosexuelles Paar segnen oder trauen zu lassen. Das ist mit Blick auf die anderen christlichen Kirchen immer noch etwas Besonderes:
O-Ton: Ich nenne nur ganz knapp, die Katholische Kirche und auch die orthodoxen Kirchen vor allem in Mittel- und Osteuropa, die sich sehr deutlich noch gegen lesbisch- schwule Partnerschaftssegnungen aussprechen, das ist nicht möglich. Und auch gegen die Ordination von schwulen Pfarrern (…), Frauen werden in der Regel erst gar nicht ordiniert.
Autorin: Die Pfarrerin engagiert sich seit über zwanzig Jahren in dem europäischen Forum christlicher Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen- und Transgender-Gruppen. Einem ökumenischen Netzwerk mit Menschen aus über 25 europäischen Ländern.
O-Ton: Für mich ist das Europäische Forum Heimat. …Es ist ein Ort, wo wir zusammen Gottesdienst feiern, in dem wir auch über Strategien reden, wie Gleichberechtigung von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen in den Kirchen Europas gestärkt werden kann oder überhaupt erst ermöglicht werden kann.
Autorin: Bei den Treffen des Forums spielt der Regenbogen, z.B. als Fahne auch immer eine Rolle, denn er ist ein politisches Signal:
O-Ton: …das ist für mich ein wunderbares Zeichen dafür, worum es geht: dass Menschen gleichberechtigt sind und einfach wunderbar sind, so wie sie sind, so bunt wie der Regenbogen.
Autorin: Auch in der Bibel kommt er vor, da heißt es: „Gott sprach: Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.“ Der Regenbogen zeigt: Gott verbindet sich mit uns. Wir sind alle Kinder Gottes. Wir sind behütet und angenommen - genauso wie wir geschaffen wurden.