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Kirche in WDR 2 | 02.11.2016 | 05:55 Uhr

Huhn im Himmel?

Ein Huhn ist tot. Mittags lag es einfach tot im Stall. Zuerst wollte ich es heimlich „entsorgen“, damit die Kinder es nicht mitbekommen. Dann aber habe ich mich entschieden es ihnen zu sagen. Wir haben eine richtige Beerdigung gefeiert. Ein Karton musste her als Sarg, die Siebenjährige hat einen Brief auf den Deckel geschrieben „wir haben dich lieb und werden dich nie vergessen“. Die Kinder aus dem Nachbarhaus kamen noch mal eben um das tote Huhn zu sehen und der Sechsjährige bastelte ein Holzkreuz und buddelte ein Loch. Andächtig und ernst legten die Kinder den Karton in das Loch und vergruben es. „Wo ist das Huhn jetzt?“ fragte der Sechsjährige. „Na klar im Himmel“ antwortete die Siebenjährige. „Jordana, kann das Huhn jetzt noch sehen? Und wo ist Eddi (unser verstorbene Kinderdorfpfarrer, den wir alle sehr liebten), da wo das Huhn nun ist? Was ist der Himmel“. Hochtheologische Fragen angesichts eines toten Huhnes. Wie erkläre ich den Himmel, das Leben nach dem Tod – mit dem Beispiel eines toten Huhnes? Manche würden es als ketzerisch bezeichnen, aber ich nahm es als Anlass und gute Gelegenheit mit den Kindern über das Tot sein, den Himmel und Gott zu sprechen.

Was glaube ich eigentlich? Ich glaube an das Ewige Leben, bete ich jeden Sonntag in den Gottesdiensten. An ein Leben nach dem Tod. Was das so richtig bedeutet kann ich nicht erfassen. Ich spüre nur, dass ich es nicht mit Friedhöfen habe, wo die toten Körper beerdigt werden. Schon oft war ich beim Sterben eines Menschen anwesend. Und immer habe ich deutlich gespürt, dass der tote Körper nicht mehr mit mir in Beziehung steht, sobald der letzte Atemzug getan wurde, sondern dass die Beziehung auf einer anderen Ebene da war und manchmal sogar auf einer sehr viel intensiveren und tieferen Weise zu spüren war als zu Lebzeiten. Ja, ich glaube daran, dass jeder Mensch einmalig ist und dass diese Einmaligkeit niemals verloren geht. Ich glaube an ein Leben bei Gott, dass absolut glücklich ist und wissend und liebend.

Heute gedenken wir in der katholischen Kirche aller, die gestorben sind. Allerseelen, nennen wir das Fest. Die Kinder sind von diesem Leben bei Gott überzeugt – für alle Kreaturen, für alle Menschen. Das Unsichtbare ist für sie real. Ich will es von ihnen lernen und eintauchen in das Wissen, dass Himmel heißt: alle Menschen in der Liebe Gottes vereint. Und wer weiß, vielleicht auch das Huhn aus dem Stall?

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