Prächtige Menschen

Früher, scheint es die ja öfter gegeben zu haben: prächtige Menschen. Jedenfalls wurden sie früher öfter so genannt, zumindest da wo ich herkomme. Gemeint waren damit normale Mitmenschen wie Hausmeister, Sekretärinnen, Putzfrauen oder ganz normale Mütter und Väter. „Dieser Herr Soundso, ein ganz prächtiger Mensch übrigens“, hieß es dann immer.

Ich würde solche Menschen auch als Alltagshelden bezeichnen. „Helden aus der Nachbarschaft“, die einem regelmäßig im ganz normalen Leben auffallen. Solche prächtigen Menschen fallen durch besondere Freundlichkeit auf, oft könne sie auch sehr gut zuhören und sind hilfsbereit oder sie beindrucken dadurch, dass sie besondere Lebenssituationen meistern.

Prächtg? Das klingt ja erstmal irgendwie barock, pompös, vergoldet und verziert. Menschen mit Goldkante … aber mindestens. Prächtig? Damit ist in diesem Zusammenhang eigentlich was ganz anderes gemeint, weil die eigentliche Pracht dieser Menschen dadurch entsteht, dass sie scheinbar ohne alle Hilfsmittel auf andere wirken: Kein dickes Auto, kein toller Job, kein außerordentliches Ansehen. – Und doch ist da diese Pracht, die sie ausstrahlen.

Diese Alltagshelden, wie ich die prächtigen Menschen nenne, müssen nicht unbedingt spektakuläre Sachen auf die beine stellen. Eher selten müssen da Menschen aus reißenden Strömen gerettet werden oder beim Sprung von Hochhäusern gerade noch rechtzeitig gestoppt werden. Nein die Pracht und das gesamte Heldentum dieser prächtigen Menschen sind wohl eher unspektakulär. Kein Superman und keine Superfrau, sondern: Mitmenschen, die Hoffnung ausstrahlen, die statt Bedenken Lösungen suchen, Menschen die nicht sofort Konkurrenz aufbauen, Menschen, die einem Raum geben.

Ich bin mir sicher, dass wir alle solche Menschen kennen, dass wir alle wahrscheinlich sogar täglich mit solchen Menschen zusammenleben.

Liebe prächtige Menschen, danke dafür, dass ihr so seid, wie ihr seid. Ich wäre auch gern ein prächtiger Mensch.