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Hörmal | 27.11.2016 | 07:45 Uhr

Advent, postfaktisch

„Postfaktisch“ ist das internationale Wort des Jahres. Das hat der britische Wörterbuchverlag der Oxford Dictionaries Mitte des Monats bekannt gegeben. Die Begründung: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Gebrauch des Wortes drastisch erhöht. Vorbei die Zeiten, als der Focus-Chefredakteur werben konnte mit dem Slogan „Fakten, Fakten, Fakten – und an den Leser denken.“ Wer dagegen postfaktisch denkt, für den spielen Fakten keine Rolle mehr: Hauptsache meine Botschaft kommt an – die Wahrheit ist nicht so wichtig.

Allseits bekannt ist mittlerweile, dass damit auch Wahlen gewonnen werden können. Man erinnere sich: Im US-Wahlkampf war Rudi Guiliani einer der Sekundanten von Donald Trump. Bei einer Rede behauptete er tatsächlich, dass der islamische Terrorismus erst mit Obamas Präsidentschaft die USA bedroht habe. Das behauptete ausgerechnet Guiliani, der Bürgermeister von New York war, als die Anschläge vom 11. September passierten. Das war 2001, lange vor Obama. Fakten? Die haben nicht interessiert.

Heute ist erster Advent. Was das mit postfaktisch zu tun hat? Die Christen bereiten sich vor auf Weihnachten. Und da geht es um ein Faktum. Jedenfalls heißt es so im Glaubensbekenntnis der Christen; nämlich dass Gott Mensch geworden ist. Lateinisch formuliert: „et homo factus est“. Das ist erstmal nur eine Nähe auf sprachlicher Ebene. Aber in dieser Aussage ist der Dreh und Angelpunkt des christlichen Glaubens ausgedrückt. „Gott ist Mensch geworden.“ Ohne dieses Faktum sind christlicher Glauben und christliches Handeln schwerlich denkbar.

Und jetzt könnte ich sagen: Wenn Sie etwas suchen, das dem Postfaktischen trotzt, werden Sie einfach noch Christ: da finden Sie ein klares Ja oder Nein, richtig oder falsch. Aber ich warne vor Schnellschüssen. So einfach ist das nicht.

Ich meine: Wer sich auf Christus beruft in seinem Denken und Handeln, der muss wissen, dass er sich auch auf seine Lehre beruft Gerade wenn es ums Handeln ging, hat Jesus einen Maßstab gepredigt, der gar nicht so klar ist, weil er sich radikal auf den konkreten Menschen bezieht. Und diese Regel lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Barmherzigkeit.

Wer barmherzig leben will, der muss damit leben, dass es manchmal darum gehen kann, Unklarheiten auszuhalten, weil ihre Klärung am Ende unbarmherzig werden könne. Hierzu gab es diesen Monat ein aktuelles Beispiel. Vier Kardinäle hatten von Papst Franziskus Klarheit im Umgang mit Wiederverheiratet-Geschiedenen gefordert. Konkret: Dürfen die nun zur Kommunion gehen oder nicht? Ja oder Nein? Papst Franziskus hatte in einem Lehrschreiben verkündet, oberste Priorität habe nicht das bisherige klare Nein der Kirche. Vielmehr gehe es darum, barmherzig und damit „im Fluss des Lebens zu entscheiden“, so schrieb er. Das klingt höchst schwammig, manche könnten höhnen „jetzt ist auch der Papst postfaktisch geworden.“ Aber die Klarheit des Papstes ist nicht die eines Richters, der auf Biegen und Brechen seine Lehre zu verteidigen hat. Seine Klarheit ist: Schaut hin, mit Verantwortung!

Denn das Faktum, das für Christen zählt ist: Gott ist Mensch geworden. Und Gott hat in Jesus Christus gelebt und gewirkt unter der Maßgabe der Barmherzigkeit. Diese ist nichts anderes, als sich radikal zum Menschen hinzuwenden, das Leben anzuschauen, so wie es tatsächlich ist: mit Gutem und Schlechtem, Gelingen und Scheitern. Und dann zählt faktisch ein Satz des Apostels Jakobus (Jak 2,12f), der sagte: „Redet so und handelt so wie Leute, die durchs Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen. Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht.“

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