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Kirche in WDR 2 | 15.02.2017 | 05:55 Uhr
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Apfelbäumchen
Das Zitat: Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. (Martin Luther zugeschrieben)
Autor: 1954. Die Marschmusik lag den Menschen noch im Blut.
Musik 1: Will Glahé, Am 30. Mai ist der Weltuntergang
Autor: Die Meisten hatten die Aufmärsche der dreißiger Jahre noch im Ohr. Und die Fanfaren der Wochenschau. Im Zweiten Weltkrieg waren Siege über Siege gemeldet worden. Bis plötzlich alles zusammenbrach. Im Mai ’45 kam dann für viele der Weltuntergang. Das Kriegsende. Die deutsche Kapitulation. 1954 hatte sich die Stimmung total verändert. Das Wirtschaftswunder brummte. Und die Wirtschaften auch.
Musik 2: Will Glahé, Am 30. Mai ist der Weltuntergang
Wie schön ist doch das Leben auf dieser bunten Welt. Wir können einen heben so oft es uns gefällt.
Autor: Einen heben und bitte nicht an die Vergangenheit denken. Tausend Jahre waren plötzlich wie ein Tag. Die Menschen waren Krieg und Tod entkommen. Die Trümmer waren noch nicht beseitigt. Aber es ging spürbar bergauf. Über den Weltuntergang konnten wieder Witze gemacht werden. Um den Schrecken, der einem noch in den Knochen saß, irgendwie zu verdauen.
Musik 3: Will Glahé, Am 30. Mai ist der Weltuntergang
Am dreißigsten Mai ist der Weltuntergang. Wir leben nicht mehr lang, wir leben nicht mehr lang. Am dreißigsten Mai ist der Weltuntergang. Wir leben nicht, wir leben nicht mehr lang.
Autor: 1954 war dieser Schlager ein Nr.1-Hit in Deutschland. Wenn die Zeiten gut sind, reicht ein witziger Schlager, um die Angst in Schach zu halten. Mitten im Untergang braucht es etwas anderes. Sätze mit Tiefgang. Diesen zum Beispiel. 1944 war er zum ersten Mal aufgetaucht. Angeblich von Martin Luther. Seitdem ist er ein geflügeltes Wort geworden: Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Ein Satz, der so richtig zu Luther passt. Er kokettiert nicht mit dem Weltuntergang. Sondern er blickt ihm ernsthaft ins Gesicht.
Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge… – Wie würde ich diesen Satz eigentlich fortsetzen? Wenn ich wüsste dass morgen die Welt unterginge, … dann würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. – Dann wäre ich wie gelähmt. Und gleichzeitig panisch. – Dann würde ich meine Lieben zusammenrufen und die restlichen Stunden gemeinsam mit ihnen verbringen. – Aber wie, damit die Zeit nicht zu lang wird? – Vielleicht würden wir uns noch eine Aufgabe vornehmen. Bei der wir alle etwas zu tun hätten. Die uns ablenken würde. Die Spaß macht. Und Hoffnung. – Vielleicht wirklich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.
Musik 4: Will Glahé, Am 30. Mai ist der Weltuntergang
Am dreißigsten Mai ist der Weltuntergang. Wir leben nicht mehr lang, wir leben nicht mehr lang.
Autor: Dem Untergang trotzen. Mich nicht einschüchtern lassen, wenn ich Angst habe. Keine platten Witze reißen. Nicht über die Sorgen hinwegsingen. Gottvertrauen haben. Und eine Aufgabe anpacken, als ob es nie ein Ende gäbe. Diese Haltung gefällt mir.
Musikangaben: Track 9 Am 30. Mai ist der Weltuntergang von CD: Die Schönsten Schlager Der 50'er Jahre, Vol. 23, Interpreten: Will Glahé und sein groes Blas-Orchester; Melodie: Karl Erpel (Pseudonym von Will Glahé), Text: Bert Roda (Pseudonym von Karl Golgowsky), Verlag: MSH, 2012. ASIN: B0082AQA86, LC: 0130900.