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Kirche in WDR 2 | 20.06.2017 | 05:55 Uhr

Himmlische Unterstützung

Es ist morgens halb acht. Ich zwänge mich mit zwei Kindern in die völlig überfüllte Straßenbahn. Die Nacht war mies. Das eine Kind brüllt. Das andere Kind hat gerade seine gesamte Kindergartentasche ausgekippt und schreit: „Mama, ich muss Pipi!“ Und das, obwohl ich zuhause ungefähr fünf Mal gefragt habe, ob sie nicht vielleicht doch nochmal aufs Klo gehen möchte. Meine innere Betriebstemperatur steigt in Sekundenschnelle in ungeahnte Höhen. Ich koche vor Wut. Ich könnte…

In mir entfacht ein Stimmengewirr:

„Sie ist erst drei, sie kann das noch nicht einschätzen!“, sagt die sanfte, verständnisvolle und vernünftige Stimme in mir.

„Aber ich habe es ihr doch extra rechtzeitig gesagt und sie hat mal wieder nicht gehört!“, mischt sich die Rechthaberin in mir ein.

„Außerdem ist es echt peinlich, dass sich meine Kinder in der Öffentlichkeit so aufführen. Wie stehe ich denn jetzt als Mutter da?“, sagt der Kontrollfreak in mir.

„Aber stell dir mal vor, du wärst drei und müsstest in dieser Welt klar kommen!“, erwidert die Mitfühlende. Ich höre sie nur noch mit einem Ohr.

Die Straßenbahntüre geht auf, ich zerre die Kinder raus, stelle mich auf den Bürgersteig und schreie meine Tochter an. Ich kann nicht anders.

Und dann höre ich von irgendwoher „Stopp!“ Ich drehe mich um, aber da ist kein Mensch. Als ich mich zurückdrehe, sehe ich meine Tochter plötzlich wieder – mit ganz anderen Augen. Wahrscheinlich hat sich der Himmel eingemischt. Ich sehe, dass sie weint und verzweifelt ist. Sie weiß überhaupt nicht, was los ist.

Ich knie mich auf den Asphalt, nehme sie in den Arm und sage: „Es tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe!“ Sie kommt auf mich zu, umarmt mich und sagt: „Auch Schuldigung!“

Dann steht sie auf, wischt sich die Tränen ab, nimmt ihr Kuscheltier und meine Hand und sagt: „Komm, wir gehen!“ Für sie scheint die Sache gegessen. Wir laufen Hand in Hand zum Kindergarten. Ein bisschen fühlt es sich an, als wäre ich das kleine Kind, das an die Hand genommen werden muss. Ich fühle mich einsam und allein.

An der Türe winkt sie mir und sagt: „Tschühüß, einen schönen Tahag!“

Mir schießen die Tränen in die Augen. Für mich ist es nicht gegessen. Ich habe zwar Entschuldigung gesagt, und es auch so gemeint, aber ich fühle mich immer noch schuldig.

Immer lauter höre ich die Stimmen, die mir einreden: „Das darf dir als Mutter wirklich nicht passieren! Du hast dich wohl überhaupt nicht im Griff! Das arme Kind!“

Und schon fühle ich mich noch ein bisschen schuldiger.

Ich tue mein Bestes und trotzdem passiert mir so etwas immer wieder.

Es klingt vielleicht kitschig, aber mir kommt der Taufspruch in den Sinn: „Gott kannte dich, bevor Du geboren warst, und er wird dich kennen, wenn Du gestorben bist.“

Die Stimmen in mir sind still. Ich höre, dass es einen gibt, der für mein Kind da ist, wenn ich es nicht bin. Ich sehe meine Tochter an und fühle mich nicht mehr allein, sondern gesehen und unterstützt. Nicht nur ich bin verantwortlich für meine Tochter. Da ist noch jemand, auf den ich mich verlassen kann.

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