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Kirche in WDR 2 | 15.09.2017 | 05:55 Uhr

Bis dass der Tod uns scheidet

Autor: Wie lang fühlen sich zehn Jahre an, für eine Frau, die neunzig Lebensjahre hinter sich hat? Das war die Frage, mit der ich nach Tübingen gereist bin, zu Inge Jens, der Publizistin und Literaturwissenschaftlerin, die unter anderem einen Briefwechsel von Thomas Mann herausgegeben hat. Zehn Jahre. Eine lange Zeit, dachte ich, der ich erst 31 Jahre auf dem Buckel habe. Zehn Jahre, ein Drittel meines Lebens. Zehn Jahre – so lange hat Inge Jens ihren Mann Walter gepflegt, den Rhetorikprofessor, den Leiter der Akademie der Wissenschaften, diesen großen Intellektuellen der Bundesrepublik. Er litt an Demenz, dieser Mann der Sprache verlor in kürzester Zeit *seine* Sprache und damit auch die Fähigkeit, mit seiner Frau zu sprechen.

Über 50 Jahre hatten sie in ihrem Haus auf dem Tübinger Apfelberg gelebt. Nach Walters Tod ist Inge Jens in ein Betreutes Wohnen gezogen. Dort habe ich sie besucht. Wir sprachen über die vergangenen zehn Jahre, die Krankheit ihres Mannes, über die miserablen Zustände in den Pflegeeinrichtungen und: Über ihre Ehe.

Es wurde so viel diskutiert über die Ehe in den vergangenen Jahren und besonders intensiv in diesem Jahr, als der Bundestag die Öffnung der Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare beschlossen hat. Um Liebe ging es dabei selten. Was es heißt, wenn Menschen beschließen, sich gegen alle Widrigkeiten zu verbünden, ohne auch nur erahnen zu können, was kommt, was in zehn Jahren oder gar am Lebensende auf sie zukommt.

Immer wieder hat Inge Jens im Gespräch betont, ihr Mann sei durch die Krankheit ein anderer geworden. Walter Jens war ihr abhanden gekommen, entschwunden, wie sie sagt. Er war ihr seit Jahren kein Partner mehr. Sie sagte: „Er war aber eben der, dem ich versprochen hatte, bei ihm zu bleiben, "bis der Tod uns scheidet". Das hätte ich auch nicht anders gewollt. Das wollte ich nicht rückgängig machen. Niemals. Walter Jens war mein Mann bis zu dem Moment, in dem er physisch starb.“ Sein Tod, so hat sie es mir erzählt, hat sie in ihrem Glauben nicht erschüttert. Wenn ein 90-Jähriger stirbt, meinte Inge Jens, ist das nichts, worüber man sich wundert. Vielmehr hat sie seine Erkrankung zehn Jahre vorher ins Nachdenken über ihren Glauben gebracht.

Das Gespräch mit Inge Jens hat mir noch einmal selbst vor Augen geführt, was Ehe bedeutet und bedeuten kann. Meine Frau und ich sind noch keine zehn Jahre verheiratet. Dass Inge Jens so lange zu ihrem Mann gehalten hat, beeindruckt mich umso mehr. Vielleicht sollten wir jetzt, wo die Ehe rechtlich allen Paaren zugänglich ist, wieder intensiver danach fragen, was Menschen zusammen bringt und zusammenhält. Gesetze können dafür nur ein formeller Rahmen sein. Sie begründen keine Beziehung. Das kann nur Gott, glaube ich. Er lässt uns Menschen lieben. Und zur Liebe braucht es noch - das hat mir Inge Jens gezeigt - Geduld und Gnade.

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