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Kirche in WDR 2 | 26.02.2014 | 05:55 Uhr

Verkleiden

Eigentlich tun wir es ständig - unbewusst und meist guten Gewissens. Wir schlüpfen dauernd in andere Rollen. Morgens wird aus einem müden Ehemann ein angespannter und mehr oder minder angepasster Arbeitnehmer, der mittags auf dem Weg zur Kantine vor den Augen der jungen Kolleginnen das Balzen noch nicht verlernt hat. Und im Freundeskreis am Abend entpuppt er sich als ein Gulliver, der in seiner Zwergenwelt vermeintlich allein den Ton angibt. Nun ja, wir schlüpfen nicht nur permanent in neue Rollen. Wir verkleiden uns auch im Alltag pausenlos, mit und ohne Kleider, vor allem durch Rollentausch.

Zur Fastnacht aber greifen wir zu besonderen Kostümen: Wir werden Cowboy oder Indianer, Hexe, Beduine oder Krankenschwester. Wir schlüpfen in Rollen, die wir interessant finden, in deren Aufmachung wir uns attraktiv fühlen oder aber, die uns hübsch hässlich machen.

Warum tun wir das? Sicher waren die alten Fastnachtskostüme Gestalten der Finsternis und Christenfeinde, in deren Rolle man auf Zeit kroch, um sie als noch abschreckender als vorher zu empfinden. Zu Fastnacht verkleidet war man, was man nicht sein wollte. Unser unmerkliches Verkleiden, unsere Rollenwechsel im Alltag haben einen anderen Hintergrund.

Wir müssen uns ständig neu erfinden, weil unser Ich dauernd auf der Suche nach unserem Selbst ist. Wir sind nicht einfach ein Ich, sondern müssen unser Ich ständig ausbilden und praktizieren, wobei sich das Ich fortentwickelt. Und: Was ich bin, kann ich nicht allein sein, sondern ein Ich bin ich nur im Bezug auf andere.

Während die permanente Neuerfindung von uns selbst fast unmerklich im Alltag stattfindet, bietet die Fastnacht einen anderen Rollentausch: Mein Ich bleibt in der Garderobe, herauskommt ein Anderer - auf Zeit: Der, der ich gerne wäre, oder der, der ich keinen Fall sein möchte, den ich aber einmal in der gespielten Rolle kennen lernen will.

Verkleiden hat mit dem Finden meiner Rolle zu tun. Unser Ich wird nicht ausgelost, ist nicht in uns programmiert oder darf uns durch andere vorgegeben werden. Wer wir sind und wer wir sein sollen, müssen wir im Leben erfahren. Denn unser Ich erwacht im Du.

Christen wissen: Keiner kann gut sein, ohne einen anderen. Die Philosophen sprechen vom Konzept des relationalen Seins. Christ sein verlangt nach Gemeinschaft. Die Ich-Suche ist ein lebenslanger Weg. Der Weg zu mir selbst führt aber immer über andere. In der Beziehung zum anderen erfahre ich, wer ich bin. Jede meiner Neu-Erfindungen dient nur einem Ziel: Mich selbst zu erkennen. Das trotzig-stolze „Ich bin ich“ hat dagegen so wenig Aussagekraft wie „eine Rose ist eine Rose“. Das innere Wesen gilt. Der alte Nietzsche hat das klassisch formuliert in seiner Forderung: „Werde, der du bist!“. Das gilt mit und ohne Verkleidung.

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