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Kirche in WDR 2 | 18.10.2017 | 05:55 Uhr
Gegenwart
„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“ Mit diesem weisen Spruch wollte mich meine Oma zum Handeln bewegen, und zwar augenblicklich. Meistens hat das auch funktioniert. Martin Luther hat es noch drastischer ausgedrückt: „Die lange Bank ist des Teufels liebstes Möbelstück.“
Ich treffe einen äußerst gestressten Manager. „Ach“, sagt er, „nächstes Jahr habe ich bestimmt weniger Termine, und dann sorge ich besser für mich und meine Familie.“ – „Verschieben Sie Ihr Leben nicht auf übermorgen“, sage ich ihm. „Sie müssen jetzt sofort etwas ändern.“ – Ich höre von einer Frau, die Streit hat mit ihrer Familie, sie müsste eigentlich einen Besuch machen. „Im Moment geht’s aber nicht“, meint sie, „das muss noch ein bisschen warten. Nächste Woche gehe ich bestimmt hin.“ Ob sie es wirklich tut?
Ich glaube, man kann nur wirklich glücklich sein, wenn man ganz in der Gegenwart lebt, im Hier und Jetzt. Hier ist der Ort und jetzt ist die Zeit, wo ich gebraucht werde. Hier und jetzt, so glaube ich fest, will auch Gott mir begegnen. Heute will ich einfach gegenwärtig sein. Nichts auf die lange Bank schieben. Denn morgen könnte es zu spät sein.
Jesus war ein Mensch, von dem eine große Wirkung ausging. Ich glaube, er war einfach präsent. Ich kenne wenige weitere Menschen, die können einen ganzen Raum füllen. Die haben Ausstrahlung. Sie sind präsent, aber sie erdrücken niemanden. Es sind wahrhaft große Menschen, aber sie machen niemanden klein.
Seien Sie heute einfach gegenwärtig – in Raum und Zeit. Dann haben Sie Ausstrahlung.