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Hörmal | 05.11.2017 | 07:45 Uhr
Woran Promis glauben: Andrea Nahles
O-Ton Nahles: Irgendwann hab ich mich darüber geärgert, dachte ich: Mensch, die gehen eigentlich alle einfach davon aus, dass du Atheistin bist, vermute ich, was aber in keinster Weise stimmte.
Autor: Sagt Andrea Nahles, die Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag. Für ihr christliches Coming Out hat die ehemalige Ministerin und frühere Jusovorsitzende etwas länger gebraucht.
O-Ton Nahles: Die Kirche war immer dabei, also der Glaube, die Kirche, wie wenn man so’n Rückgrat einzieht irgendwo im Leben. Es ist einfach ein Fundament da. Das macht jeden Schritt sicherer, finde ich.
Autor: Mit ihrem Buch „Frau, gläubig, links“ hat sie das klargestellt. Die 47jährige Katholikin ist in ihrer Heimat - der Eifel - mit Kirche und Glauben groß geworden. Irgendwann geriet ihr Glaube jedoch in die Krise.
O-Ton Nahles: Und das hatte ich dann irgendwann mit 15-16, typisches Alter, wo man dann auf einmal merkt, der alte Kinderglaube und die Geborgenheit darin ist irgendwo weg, und wohin brichst du jetzt auf? Und zum Glück hab‘ ich da diese Himmerod-Gruppe gehabt, zum Glück.
Autor: Begeistert erzählt Andrea Nahles von der ökumenischen Jugendgruppe, die ihr damaliger Religions- und Klassenlehrer, der evangelisch war, ins Leben gerufen hatte.
O-Ton Nahles: Und das nennt sich die sogenannte Himmerod-Gruppe, weil wir dann zum Kloster Himmerod sind…
Autor: …in die Südeifel: zum Singen und zum Beten und zum Reden über Gott und die Welt. Noch heute treffen sich die meisten aus der Gruppe zweimal im Jahr.
O-Ton Nahles: Und das ist verbunden mit Glaube, aber auch Lebensbegleitung, freundschaftliche Lebensbegleitung - eine kleine Kirche in der großen Kirche, wenn man so will.
Autor: Für die SPD- Politikerin ein unverzichtbarer Bestandteil in ihrem Leben.
O-Ton Nahles: Mit wem redet man denn bitteschön sonst in unserem Alltag über Glauben?! Das ist ja was völlig Exotisches. Also, in meinem Leben zumindest, in meinem politischen Leben, komplett exotisch.
Autor: Aber jeder, der’s wissen will und der sie danach fragt, bekommt Antworten von Andrea Nahles:
O-Ton Nahles: Ich habe einen Botschafter, dem ich glaube, dem ich folgen möchte. Der Botschafter heißt Jesus Christus.
Autor: Auch in der politischen Arbeit?
O-Ton Nahles: Ja klar, natürlich. Ich hab Jesus‘ Auftrag nicht als ‘ne reine innere Kontemplation verstanden. Ich finde, so’ne Leitschnur zu haben, das hilft einem. Ich kann jedenfalls dadurch sicherer für mich entscheiden, was ich will. Und ich weiß auch, weswegen ich kämpfe.
Autor: Zum Beispiel?
O-Ton Nahles: Also der Kampf zum Beispiel um Mittel, um die Flüchtlingsintegration besser hinzukriegen - einerseits ein ganz allgemeiner politischer Kampf, aber andererseits kannst Du Dir das auch zu‘nem persönlichen Anliegen machen.
Autor: Wenn Sie jemand fragt: Woran glaubst Du?
O-Ton Nahles: Ich glaub nicht an den Zufall, würde ich dann sagen. Ich glaube, dass es eine Schöpfung gibt, wie auch immer die ausgesehen hat, da war ich nicht dabei, kann ich nichts zu sagen, ich kann nur glauben, dass es eine gibt.
Autor: Einen Gott, der die Welt und jeden Menschen auf ihr gewollt und geschaffen hat?
O-Ton Nahles: Genau, du siehst mich, und du nimmst mich an.
Buchtipp:
Andrea Nahles: Frau, gläubig, links - Was mir wichtig ist, Verlag Pattloch, 2009