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Kirche in WDR 2 | 22.11.2017 | 05:55 Uhr

Vergeben

Er steht vor einer gediegenen Eichentür. Im Sandstein der Türfassung ein Klingelknopf aus Messing. Er drückt einmal kurz. Drinnen läuten die Schläge von Big Ben. Ein paar nervöse Atemzüge lang geschieht nichts. „Vielleicht ist ja niemand da,“ denkt er. „Wunderbar. Noch fünf Sekunden. Dann verschwinde ich wieder.“

In dem Moment geht die Tür auf. „Herzlich willkommen! Treten Sie ein in unsere bescheidene Hütte. Sie werden schon sehnsüchtig erwartet.“ Also dann, Rücken gerade. Ein Lächeln aufgesetzt. Und hinein in die Höhle des Löwen.

Lange hatte er auf so eine Einladung gewartet. In der Stadt hat er sich einen Namen gemacht. Nicht wie das Establishment. Er hat kein Geschäft aufgebaut. Hat sich nicht in der Sparkasse hochgearbeitet. Oder in einer Partei. Sondern er verbringt seine Zeit am Bahnhof. Mit den Obdachlosen. Hat ein offenes Ohr für die Tippelbrüder und Junkies. Einmal in der Woche organisiert er für sie einen Mittagstisch. Mit Waschgelegenheit, Kleiderkammer und ärztlicher Beratung. Alles mit Spendengeldern.

Neulich hatte er einen großen Artikel in der Lokalzeitung. Mit Fotos von dankbaren Gesichtern und beeindruckenden Schicksalen. Der Redakteur besuchte ihn sogar zu Hause. Und staunte nicht schlecht über sein kleines Zimmer auf dem Flur der Übernachtungsstätte für Obdachlose.

Eine Woche nach dem Artikel kam die Einladung. Und jetzt sitzt er mit lauter potentiellen Spendern am Tisch: einem Direktor, einem Geschäftsführer, zwei Ratsmitgliedern. Über seine nackten Füße in den alten Sandalen haben sie souverän hinweg geschaut. Die Gastgeberin fragt taktvoll, ob es nicht auch mal brenzlige Situationen gebe.

In dem Moment erscheint die neue Hausangestellte. Und sorgt für einen Eklat. Als sie den Gast sieht, bricht sie in Tränen aus. Nimmt eine Flasche edles Duftöl. Gießt es über die Füße des Gastes, vermischt mit ihren Tränen. Dann öffnet sie ihre langen, hennaroten Haare und trocknet mit ihnen seine Füße.

Der Gastgeber verfärbt sich. Erst gestern hatte er mit seinen Fingern durch diese Haare gestrichen. Seine Frau wird blass, als sie sein Erröten bemerkt. Sofort durchschaut sie alles. Empört fährt sie den jungen Gast an: „Wie können Sie sich das bieten lassen von dieser Person! Sehen Sie nicht, was das für eine ist? Oder kennen Sie sie etwa vom Bahnhof?“

Der Gast antwortet genau wie Jesus, als der in derselben Situation war: „Sie alle haben vornehm über meine Füße hinweggeguckt. Diese Frau hat sie gepflegt. Mit dem Öl und ihren Tränen. Tränen der Dankbarkeit, weil wir uns früher schon einmal begegnet sind.“ Und dann sagt er die Sätze von Jesus, die mich immer wieder nachdenklich machen: „Die vielen Sünden dieser Frau sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt. (Wem aber wenig vergeben wird, der liebt auch wenig.“)

Ihr Glaube hat ihr geholfen.

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