Singles

In unserer Kirche ist noch Luft nach oben. Luft nach oben im Umgang mit Singles. Während die Zahl derer, die als Singles in unserer Gesellschaft leben kontinuierlich steigt, kommen Singles in der Wahrnehmung der Kirche eher nur sporadisch vor. Auf einer evangelischen Internetseite fand ich unter der Rubrik „Singles“ Folgendes:

„Auch charmanten und gepflegt aussehenden Frauen und Männern kann es passieren, dass sie für längere Zeit solo sind. Sie haben Ratschläge befolgt, keine Party ausgelassen und festgestellt: Das Paarglück lässt sich nicht erzwingen. Was nun?“

Dann folgen Tipps zur Partnersuche und psychologische Ratschläge, wie man dennoch das Singleleben sinnvoll gestalten kann.

Als Single zu leben scheint etwas Defizitäres zu sein. Ein Durchgangsstadium, ein Notbehelf, eine zu überwindende Durststrecke. Komisch, wo doch mehr als ein Drittel der Haushalte in Deutschland bereits Singlehaushalte sind.

Und auch in der Bibel gibt es viele Singles. Jesus selbst war einer und lebte nie das typische Familienbild von Vater, Mutter, Kind. Der Apostel Paulus war sogar mit Leib und Seele Single und sagt, dass er sich nichts Besseres vorstellen könne und wolle, dass alle so wie er ledig seien, ungebunden und damit frei für Gott. Paulus sieht im Singlesein eine besondere Chance, ein großes Potenzial. Für ihn ist klar: Das Wichtigste ist nicht Heiraten und Kinder kriegen, sondern das Engagement für Gott und die Welt, für die Schöpfung und die Menschen. Ehe und Familie sind nur eine der möglichen Formen, wie man sein Leben gestalten kann.

Hören wir also auf, nur ein Familienmodell zu favorisieren! Wir brauchen kirchliche Orte für die 16 Millionen Menschen, die in Deutschland alleine leben! Wir brauchen Angebote für Singles! Und wir sollten das Singlesein nicht als etwas Defizitäres verstehen, sondern als ein Lebensmodell, das gleichrangig neben anderen steht.

Denn: Ob verheiratet oder unverheiratet, ob alleinlebend oder in Familie – wir sind alle eins in Jesus Christus.

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