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Kirche in WDR 2 | 29.03.2018 | 05:55 Uhr
Verrat, Vergebung, Vertrauen
„Mir passiert das nicht.“ Christian ist in Schock. „Ich hab mich doch wirklich gut informiert.“ Aber zahlen muss Christian jetzt doch. Viel, viel mehr Geld als gewollt. Weil der Familie ein Eigenheim bauen eben mehr Zuhause ist als eine Wohnung mieten. Aber dann hat ihm diese eine Firma minderwertigen Putz an die Wände gemacht und jetzt müssen zumindest die Bäder noch einmal komplett neu gemacht werden. Christian ist fassungslos, Schadensersatz wird er keinen bekommen – das Unternehmen hat kurz nach Beendigung des Auftrags Pleite gemacht. „Die haben mich noch extra mit in ihren Abgrund gerissen!“
„Einer wird mich verraten“, Jesus weiß es. (Mt 26,21)
„Das macht er nicht. Ich kenne ihn!“ Julia fällt in sich zusammen. „Hab ich gedacht.“ Jetzt weiß sie es besser. Aber es geht ihr schlecht. Kann es kaum glauben, dass Peter schon Monate eine andere Frau trifft, und morgen mit ihr in eine gemeinsame Wohnung zieht. Denn: Bereits in vier Monaten, kommt ihr Babyzur Welt. Erst vor einer Woche hat er es Julia gesagt. Sie hebt wieder den Kopf: „Warum hab ich das denn nicht gemerkt?!Fünf Jahre – und am Ende bin ich nur die Betrogene!“
„Einer wird mich verraten“, Jesus weiß es.(Mt 26,21)
Martin schämt sich. „Irgendwie habe ich es in mir gespürt, aber ich habe nichts gesagt. Im Gegenteil, ich wollte noch unbedingt das Dachgeschoss bei meinen Eltern ausbauen und hab den Vorsitz im Verein übernommen und …“ “ Und dann kam das Angebot aus England. „Und ich bin zum Vorstellungsgespräch geflogen und habe allen erzählt, ich brauch` das nur für mein Ego.“ Aber den Arbeitsvertrag hat er unterschrieben, ohne vorher mit seinen Eltern zu sprechen. „Ich wäre sonst nie von ihnen weggekommen.“ Es tut ihm so leid. „Warum habe ich so getan, als ob ich immer im Dorf bleiben würde?
„Einer wird mich verraten.“ Jesus weiß es an diesem Tag vor seiner Kreuzigung, an diesem Donnerstag. Er wird von seinen Freunden enttäuscht, hintergangen und verkauft werden. Er weiß es und nimmt das Brot und den Kelch und sagt zu ihnen: „Nehmt und trinkt alle davon, dies ist a) für viele b) der neue Bund zur Vergebung des Verrats.“ (Mt 26,27f) Und seitdem wissen wir von dem, der weiß, dass er von vielen Menschen verraten werden wird, dass er ihnen und uns vergibt. Und seitdem versuchen wir das auch immer wieder:Vergeben. Den anderen und uns selbst. Damit wir durch all das nicht nur Verräter und Betrogene bleiben, sondern Menschen werden, die vertrauen.