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Hörmal | 13.05.2018 | 07:45 Uhr

Trotz allem: Mama

1968: das Jahr der Studentenrevolution. Auf den Straßen begehrt die Nachkriegsgeneration auf. Und der beliebteste Song in den Charts?

Nicht Bob Dylan, nicht „Ton Steine Scherben“ sondern ein Lied, das noch heute am Muttertag rauf und runter gespielt wird: Heintjes „Mamma“.

„Mama/ Du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen. Mama /Einst wird das Schicksal wieder uns vereinen.“

Irgendwie schüttelt es mich bei diesem Lied, weil es so seicht ist. Und trotzdem geht es mir nicht aus den Ohren. Vor 50 Jahren passte dieses Lied jedenfalls so gar nicht in die Zeit. Die 68er-Jugend stellte alles in Frage, politisch, gesellschaftlich – und so auch klassische Rollenbilder. Da wirkt der seichte Text von „Mama“, wie aus der Zeit gefallen.

„Mama / Und bringt das Leben mir auch Kummer und Schmerz / Dann denk ich nur an dich /Es betet ja für mich oh Mama dein Herz.“

Tatsächlich stammt das Lied aus genau jener Zeit, von der sich die Studenten absetzen wollten, mit aller Gewalt. Es stammt aus der Zeit des Faschismus, mit seinem übertriebenem Mutterkult und den Durchhalteparolen. Den deutschen Text schrieb im Jahr 1941 Bruno Balz. Den in den Kriegstagen mäßig erfolgreichen Titel zog Balz dann in den 1960er Jahren noch einmal aus der Schublade, als er um einen Song für die junge Nachwuchsstimme aus den Niederlanden gefragt wurde.

Aber die Heintje-Schnulze bekommt für mich einen ganz anderen Charakter, wenn ich sie vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs höre: Ich denke an Mütter, die in Sorge waren um ihre Söhne an der Front. Ich denke an beschwichtigende Briefe aus den Schützengräben.

Und wenn ich dann noch um die Lebensumstände des Textdichters weiß, bekommt Heintjes Lied noch einmal eine andere Bedeutung: Balz war zwar Lieblingsschlagerdichter der Nazis, aber genau die hätten ihn fast ins KZ gesteckt, denn: Balz liebte Männer. Und das missfiel den Nazis zutiefst, zumal Balz da keinen Hehl draus machte. Kein Wunder, dass ein anderer Schlager von Balz auf einmal ganz anders klingt: „Kann denn Liebe Sünde sein“. Ein Schlager, der im Grunde voller Andeutungen steckt. Und so klingen auch folgende Liedzeilen von Heintjes Mama-Lied anders, wenn ich sie unter diesen Vorzeichen höre:

„Ich werd es nie vergessen. Was ich an dir hab' besessen. Daß es auf Erden nur Eine gibt. Die mich so heiß hat geliebt“

Das eigentlich so seichte Lied birgt also eigentlich drei Brechungen: Es wurde ein Hit ausgerechnet im Studentenrevolutionsjahr 1968, es stammt dabei eigentlich aus der Schützengraben-Kriegszeit und es wurde geschrieben von einem Schlagerdichter, der wirklich nur eine Frau in seinem Leben hatte, seine Mutter.

Trotz allem: der Schlager ist ein Ohrwurm. Bis heute.

Vielleicht, weil er, trotz allem, den tiefen und universalen Wunsch eines Kindes ausdrückt: Mutter soll sich keine Sorgen machen. Es geht mir gut. Ich weiß noch, wie ich es als Kind nicht ertragen konnte, wenn ich wusste, dass meine Mutter wegen mir in Sorge war – ob berechtigt oder nicht.

Aber es ist halt einfach so: Mütter sorgen sich eben um ihre Kinder. Und das hat etwas mit dieser besonderen Beziehung zu tun, die man eben nur mit seiner Mutter hat. Jeder ganz unterschiedlich, aber vielleicht ist der Muttertag der Tag, über diese Beziehung einmal wieder nachzudenken und einfach „danke“ zu sagen.

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