Gerechtigkeit und Chancengleichheit

Es ist ein Mädchen!!!!

Ich hab‘s noch genau im Ohr, wie der Satz einer Freundin herausgeplatzt ist. Pures Mutterglück.

Die kleine Maus, das Baby, hatte bei der Geburt Idealgewicht und -größe. Die Voraussetzungen für die Kleine sind nicht schlecht, denn Mama und Papa haben beide gute Jobs, sind in der Gesellschaft gut integriert, und Oma und Opa stehen schon bereit, um sich um die Kleine ab und zu zu kümmern. Perfekt!

Wäre das Mädchen nicht hier in Deutschland geboren, sondern zum Beispiel in Indien, dann würde die Freude vermutlich weniger euphorisch ausgefallen sein:

Oh je, es ist nur ein Mädchen...

Mädchen stehen in Indien weit unter den Jungs. Kommen sie dann noch aus der untersten Schicht in Indien, haben sie kaum Rechte und wenig Zukunftsperspektiven. Kinderarbeit, Zwangsheirat und ein Leben lang dienen – so sieht der Weg vieler Mädchen dort aus.

Mädchen haben es in vielen Ländern der Welt schwer, das zeigt mir der Alltag in den Projekten, die von den Sternsingern aus Deutschland unterstützt werden.

Kein Mensch kann steuern, wo und wie er oder sie geboren wird. Keiner sucht sich seine Eltern aus. Was das mit Gerechtigkeit zu tun hat, um die es in der Themenwoche der ARD geht? Erst einmal nichts. Es ist Glück oder eben Pech – mehr nicht.

Aber mein eigenes Glück zu teilen, das erscheint mir irgendwie gerecht.

Warum? Nun, weil ich dafür dankbar bin, in Umstände geboren worden zu sein, in denen es mir gut geht. Und weil ich daran glaube, dass vor Gott alle Menschen gleich sind – und daher auch gleich behandelt werden sollten.

In der Realität ist das aber leider nicht so, und ich finde: Sich um andere zu sorgen, das müsste doch das Privileg und der Auftrag von denen sein, denen es gut geht.

Chancengleichheit ist dann nicht Glück und Pech, sondern bedeutet Verantwortung und Mut.